Das Foto zeigt ein Fahrrad samt Navi auf dem Rheindamm in Duisburg

Mit dem Fahrrad zur Arbeit: Wenn nicht jetzt, wann dann?

30. März 2020

Nach zwei Wochen freiwilliger Quarantäne wegen einer kurzen Tirolreise darf ich ab heute endlich wieder raus. So schön das Arbeiten im Homeoffice auch ist, freue ich mich riesig, endlich wieder vor die Tür zu kommen. Viele Experten sehen das Fahrrad ja in diesen Tagen auch als ideales Verkehrsmittel an. Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité fährt zum Beispiel auch zu den meisten Terminen mit dem Rad. Man bewegt sich, ist an der frischen Luft und kann etwas Sonne tanken, sodass das Immunsystem gestärkt wird. Gleichzeitig hat man aber auf dem Rad im Gegensatz zu manch überfülltem Bus oder Bahnsteig quasi automatisch den notwendigen Sicherheitsabstand zu anderen Leuten. Für alle von Euch, die zum ersten Mal mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen, habe ich hier ein paar Tipps. Denn aller Anfang ist bekanntlich schwer, aber am Ende lohnt es sich umso mehr!

Ich höre immer wieder, dass man zwar gerne mit dem Rad zur Arbeit fahren würde, es vielleicht sogar schon einmal ausprobiert hat, aber der Weg es einfach nicht hergibt. Ja, nicht überall führen die tollen Bahntrassenradwege hin, keine Frage. Wer aber ein wenig an der Route arbeitet, ist schnell überrascht, dass es ja doch brauchbare Radverbindungen zwischen der eigenen Wohnung und dem Büro gibt.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Der erste Versuch geht fast immer schief

Wer das erste Mal mit dem Rad zur Arbeit radelt, ist meistens wenig begeistert. Der Weg dauert häufig länger als mit dem Auto und gleichzeitig wählen viele automatisch einen „bekannten“ Weg, den man vom Auto aus schonmal gesehen hat. Dieser verläuft dementsprechend direkt neben der Straße. Das geht in den seltensten Fällen gut und die Frustration ist groß. Bitte gebt an dieser Stelle nicht gleich auf, sondern fangt lieber mit einer besseren Tourenplanung an. Probiert Alternativen aus und Ihr werdet schnell feststellen, dass es meistens gleich mehrere Wegemöglichkeiten gibt.

Das Foto zeigt einen schmalen Radweg auf einer Verkehrsstraße

Nicht optimal: schmaler, nur mit einer gestrichelten Linie markierter Radweg ganz eng an parkenden Autos

Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Der kürzeste Weg ist nur selten der beste oder schnellste Weg

Umwege nimmt jeder von uns ungern in Kauf. Wenn Ihr aber Eure Alternativen prüft, stellt Ihr vermutlich schnell fest, dass manch ein Umweg für Radler am Ende sogar schneller ist. An welchen Ampeln steht Ihr besonders lang? Wo gibt es kreuzungsfreie Passagen? Häufig sind es bereits einfach nur die Parallelstraßen, über die wir Radler schon viel besser vorwärts kommen. Mit jeder Fahrt wird die Tour so ein wenig besser. Daher prüft auch die Wege links und rechts von Eurer Hauptroute.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Kreuzungsfreier Radelspaß

Ganz besonders solltet Ihr die autofreien Wege in Eure Planungen einbeziehen. Auf einer alten Bahntrasse oder entlang der Kanäle kommt Ihr kreuzungsfrei besonders schnell vorwärts. Da lohnt sich auch schnell ein etwas größerer Umweg, denn Ihr gewinnt durch diese Trassen viel Zeit und vor allem ganz viel Radelspaß. Der RS 1 ist diesbezüglich natürlich das große Paradebeispiel im Ruhrgebiet. Aber auch die anderen Bahntrassenradwege bringen Euch zügig voran. Wenn solche Routen grob auf Eurem Weg zur Arbeit liegen, probiert sie einfach mal aus. Ich bin sicher, dass einige von Euch überrascht sein werden, dass Ihr trotz eines Umweges genauso schnell am Ziel seid.

Das Foto zeigt ein Fahrrad auf der König-Ludwig-Trasse

Wenn sie grob auf dem Weg liegen, immer die beste Wahl: Bahntrassenradwege

Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Die Abwechslung macht’s

Morgens fahre ich mittlerweile fast immer den gleichen Weg. Logisch, ich will ja schnell auf der Arbeit sein. Beim Rückweg wähle ich aber fast immer eine andere Route. Vor allem bietet sich gerade der Rückweg an, um Alternativen auszuprobieren und kennen zu lernen. Auf meiner Strecke vom Centro Oberhausen nach Essen-Kettwig habe ich mittlerweile fünf gut funktionierende Routen, die alle fast die gleiche Zeit benötigen, dafür aber eine gute Abwechslung bieten. Wenn das Wetter passt, mache ich manchmal auch große Umwege und mache so aus der Alltagstour eine kleine Freizeitrunde in den Feierabend.

Das Foto zeigt ein Fahrrad samt Navi auf dem Rheindamm in Duisburg

Wenn der Heimweg zur Freizeittour wird. Mit dem Navi auch große Umwege planen und Radeln

Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Digitale Helfer bei der Tourenplanung am PC

Häufig finde ich auch am PC neue Radwegeideen, die mir auf dem Weg zur Arbeit helfen können. Ich arbeite viel mit Komoot, weil man hier gut von den Nutzertipps anderer Radler profitieren kann. Unser neuer radtourenplaner.ruhr kann Euch sogar kostenfrei helfen, die passende Route zu finden. Unter „Zweckmäßigster Weg“ bekommt Ihr die rot-weiß-ausgeschilderten Radwege angezeigt. So werdet Ihr auf den fahrradfreundlicheren Wegen geroutet.

Das Foto zeigt die Tourenplanung im digitalen radtourenplaner.ruhr

Mit unserem neuen digitalen radtourenplaner.ruhr könnt Ihr Euch den schönsten, den zweckmäßigsten oder den schnellsten Weg anzeigen lassen

Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Sicherheit geht immer vor

Mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, bedeutet für mich auch ein gewaltiger Gewinn an Lebensqualität. Aber zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass mit dem Rad auch mal kritische Situationen auftauchen können. Während sich die meisten Menschen blitzschnell an den empfohlenen Hygieneabstand gewöhnt haben, wird der gleiche Sicherheitsabstand zwischen Autofahrern und uns Radlern leider viel zu oft ignoriert und auch an Kreuzungen wird man gerne übersehen. Daher ist es besonders wichtig, dass wir Radler auch immer für alle anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken und kritische Situationen frühzeitig erkennen und entsprechend handeln können. Ein Fahrsicherheitstraining für Radler und neuerdings auch für E-Biker ist daher für jeden Radler gut investiertes Geld. Der ADFC bietet ebenso wie manch ein privater Anbieter (wie z.B. die Kollegen von Simply Out Tours) solche Kurse an.

Meine Tipps für die erste Fahrt mit dem Rad ins Büro

Nochmal kurz zusammengefasst, hier die für mich wichtigsten Tipps für Eure erste Tour mit dem Rad zur Arbeit:

  • Sucht Euch eine schöne Route aus – der kürzeste Weg muss nicht gleich der schnellste sein.
  • Nutzt für die Tourenplanung eine gute, analoge Karte oder einen digitalen Radroutenplaner wie www.radtourenplaner.ruhr. Ich selbst arbeite auch gerne mit Komoot.
  • Das ausgeschilderte Radverkehrsnetz NRW (rot-weiße Beschilderung) hilft auch bei einer fahrradfreundlichen Routenfindung.
  • Je häufiger Ihr fahrt, umso eher werdet Ihr erkennen, wo man wie am schnellsten und besten durchkommt. Daher gebt nicht zu schnell auf!
  • Achtet im Stadtverkehr ganz besonders auf andere Verkehrsteilnehmer und denkt am besten für diese gleich mit! Gerade im Berufsverkehr sind viele Menschen hektisch. Für uns Radler kann das gefährlich werden.
  • Nehmt am Vortag schon Eure Kleidung mit ins Büro. Dann spart Ihr Euch das zusätzliche Gepäck. Und: Eine Satteltasche ist deutlich komfortabler als ein Rucksack.
  • Fahrt auf dem Hinweg nicht so schnell, Ihr seid ja nicht beim Sport. Dann kommt Ihr auch nicht so verschwitzt ins Büro. Der Rückweg ist noch lang genug…
  • Wählt Euch für den Heimweg nicht die schnellste, sondern die schönste Strecke aus. So belohnt Ihr Euch direkt selber für das stehengelassene Auto.
  • Lasst Euch am Anfang von Hardcore-Radlern, die bei jedem Wetter unterwegs sind, nicht abschrecken. Fangt erstmal an sonnigen Tagen an. Mit der Zeit werdet Ihr merken, dass es richtig schlechtes Wetter gar nicht so häufig gibt.
Das Foto zeigt den Schatten eines Radfahrers im radrevier.ruhr

Ob gutes oder schlechtes Wetter: mit dem Rad zur Arbeit geht eigentlich fast immer

An alle Profis hier im radrevier.ruhr

Meine Tipps richten sich ja eher an Pendler-Neulinge. Wenn hier auch eingefleischte Alltagsradler mitgelesen haben, würde mich interessieren: Wie sind Eure Erfahrungen beim täglichen Pendeln mit dem Rad und welche Tipps könnt Ihr Einsteigern mit auf den Weg geben? Schreibt uns doch Eure Meinungen unten in die Kommentare. Je mehr Leute auf das Rad zum Pendeln umsteigen, desto wahrscheinlicher ist die Bewilligung für wichtige Infrastrukturprojekte bei den Radwegen!

Das Foto zeigt einen Sonnenuntergang beim Radfahren in Gelsenkirchen

Es gibt doch nichts Schöneres, als die Ruhe des Feierabends im Sattel meines Radels zu genießen

Für mich waren damals die ersten Fahrten mit dem Rad zur Arbeit mit einem Gefühl von „Verzicht“ verbunden. Heute spüre ich diesen Verzicht in Momenten, wenn ich aus welchen Gründen auch immer doch mal im Auto über die graue Autobahn zur Arbeit rollen muss und mich dann auf dem Rückweg im Feierabendstau am Centro ein Radfahrer flink überholt. Dann will ich direkt selber auf den Sattel springen und losradeln. Das Pendeln mit dem Rad ist bei mir zu einem gewaltigen Stück Lebensqualität geworden, wenn ich morgens im Ruhrtal in die aufgehende Sonne blicke und zum Feierabend die Ruhe auf dem Rad genieße.

radrevier.ruhr

Website: www.radrevier.ruhr
Facebook: www.facebook.com/radrevier.ruhr
Digitaler Tourenplaner: www.radtourenplaner.ruhr
Komoot: www.komoot.de/user/364933523302

Und ein paar schöne Tourentipps für die Feierabend-Runde: www.radrevier.ruhr/tourentipps

Rad Revier Ruhr Logo EFRE logo NRW Aktiv Logo

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So macht der Arbeitsweg Spaß!

5 Kommentare auf den Beitrag “Mit dem Fahrrad zur Arbeit: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Paul Baumann sagt:

Frühe habe ich immer auf eine Karte schauen müssen. So wird das viel einfacher. Ich werde es für meine nächste Tour mit meinem Roller Quad nutzen. Das habe ich mir letzten Monat endlich kaufen können.

Toll, so kann man sich viel besser orientieren. Ich habe mir ein günstiges E-Bike gekauft und möchte damit immer zur Arbeit fahren oder sonst mal Touren machen. Dann macht man etwas für die Gesundheit und für das Klima.

Jochen sagt:

Hallo Maria,
ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Zielsetzung, häufiger mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Am Anfang ist es vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit genießt man „den Luxus“ abseits der Staus oder Zugausfälle entspannt zur Arbeit zu radeln. Wie bei so vielen Dingen muss man am Anfang einfach dran bleiben und durchhalten. Aber dann merkt man ganz schnell, dass das Fahrrad auf vielen Strecken wirklich eine Alternative ist. Denn die Zeit auf dem Rad fühlt sich einfach nach Freiheit an.
Lieben Gruß
Jochen

Grischa Schilgen-Begaß sagt:

Moin zusammen,
erneut ein toller Beitrag von Dir, Jochen (wie immer)!
Aber vor allem einer, der mal nicht „nur“ das touristische Radeln im Fokus hat! Danke dafür!
Inhaltlich kann ich alles aus vielen Jahren Erfahrung nur bestätigen, auch wenn ich leider meist nur kurze Radwege zur Arbeit hatte und habe – oder zu weite, wo ich den Zug nehmen muss(te)… ;0))
Aber als einzige Ergänzung vielleicht die eigentlich uralte „Weisheit“, dass man nur durch den Trainingseffekt nach kurzer Zeit ungefähr 30% schneller wird, OHNE sich spürbar oder gar bewusst mehr anzustrengen! – zumindest, wenn man nicht sowieso schon trainiert war ;0)
Tschö & guten Rutsch ;0)

Für den kurzen Weg hier in E nochmal Dank an Dich, Melanie! :0))

Hi Jochen, toller Beitrag… Du sprichst mir aus der Seele! Und diesen „Spirit“ geben wir bei unseren Touren und Kursen gerne weiter – ohne die Teilnehmenden zu überfordern. Wir holen alle dort ab, wo sie stehen. Und ganz neu wird es einen Kurs geben … ach, da darf ich noch nicht zu viel verraten, nur so viel: Wir nehmen die absoluten Einsteiger*innen an die Hand – 10 Wochen lang – ich freue mich schon riesig darauf und schon bald werde ich dazu mehr sagen können.
Nach Deinem Artikel fährt man doch nun wirklich gerne mit dem Rad zur Arbeit 🙂
Mehr davon!
Liebe Grüsse von Trainerin und Tourguide – Melanie von https://www.simply-out-tours.com/project/fahrsicherheitstraining/

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