Was vermisste der Bergmann unter Tage am sehnlichsten? Es ist nicht die frische Luft, oder das Wasser – wenn er bei brüllender Hitze malocht. Nein, es ist das Licht. Ich kann das verstehen, denn genau so geht es mir hier im Winter, in der Jahreszeit, in der die Tage kurz – und die Nächte so furchtbar lang sind. Doch unser Ruhrgebiet hält unglaublich viele leuchtende und funkelnde Momente bereit, vor allem jetzt in der wunderbaren Weihnachtszeit. Also, knips die Funzel an, und komm mit mir auf eine Reise: Ich zeige dir unseren Pott von seiner strahlendsten Seite.
1. Planetarium Bochum – Der schönste Sternenhimmel der Welt
Das Planetarium Bochum gehört für mich zu den ewigen Klassikern meiner Heimatstadt, mitten „anne Castroper“, (Anmerkung für Nicht-Bochumer: soll heißen an der Castroper-Straße), nur einen Steinwurf entfernt von unserem Ruhrstadion und seinem VfL. Aber dorthin geht es heute nicht. Schließlich ist Winterpause.

Nein, wir bleiben am und vor allem IM Planetarium, das Gebäude mit der Kuppel und vor allem dem schönsten Sternenhimmel der Welt. Und somit ist auch der Titel: „Sternenglanz zur Weihnachtszeit“ Programm: Wir begeben uns auf die Suche nach der Geschichte des Weihnachtssterns. Wie war das damals, vor über 2000 Jahren, mit dem Stern von Bethlehem? War dieser Himmelskörper ein sterbender Stern, ein Komet, ein Planet? Oder ist das alles nur reiner Kokolores? Diese Show macht sich mit dir auf eine kosmische Spurensuche, die tief in die Vergangenheit führt. Unglaublich lehrreich und strahlend schön.

2. Zechensiedlung Teutoburgia in Herne – Arbeitersiedlung im Lichterglanz
Nun lebe ich hier lange genug, mein ganzes Leben um genau zu sein, und eines weiß ich aus allererster Hand: Wir haben es im Ruhrgebiet nicht so mit Schischi. Unser Motto lautet eher: Bodenständig soll es sein, dem Zweck genügen. Nix gesagt ist auch schon genug gelobt und sowieso: Wo kommen wir da hin, wenn jeder son Schiselweng machen würde? Im Süden von Herne aber gibt es eine kleine unbeugsame Siedlung, die sich nicht daran halten mag- und schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Die Zechensiedlung Teutoburgia zählt wohl zu den schönsten Bergarbeitersiedlungen im Revier und und macht sich zur Weihnachtszeit so richtig chic.

Millionen Lichter säumen die kleinen Straßen. „Alles LED-Leuchten“, ruft eine Nachbarin einer staunenden Spaziergängerin zu. Ja nun, bei den horrenden Stromkosten geht es ja auch nicht anders. Und dennoch lassen es die Bewohnerinnen und Bewohner dieser malerischen Zechensiedlung trotz der schweren Zeiten nicht nehmen – und verkabeln Haus und Hof, ihre Loren im Vorgarten und alles, was eben dazugehört. Gerne wird hier und da im Vorgarten dann auch ein Glühwein getrunken – gute Nachbarschaft will schließlich gepflegt werden, vor allem jetzt, in dieser besinnlichen Zeit.
3. Lumagica an der Henrichshütte Hattingen – Lichtmagie am Hochofen
Üppige Lichtinstallationen neigen ja dazu, schnell in die Kategorie „Kitsch“ zu kippen. Nicht aber an der Henrichshütte in Hattingen. Hier, wo über 150 Jahre lang Eisen geschmolzen und Stahl geschmiedet wurde, liegt der Malochergeist noch schwer in der Luft – und harmoniert in Perfektion mit über 300 Lichtinstallationen der Ausstellung Lumagica. Traumhaft schön ist dieser Rundgang auf dem Gelände, auf dem der älteste Hochofen im Revier steht.

Der Gang auf den Hochofen ist ein absolutes Muss, wobei ich mit bei der Wetterlage ganz klar für die Fahrt mit dem Fahrstuhl entscheide. Und der Aufstieg lohnt sich, auch wenn der Wind beim Blick auf das beleuchtete Zechengelände um die eh schon rote Nase weht.
Die leuchtende Sonneninstallation, ich mag es mir vielleicht auch nur einbilden, sorgt irgendwie für Wärme, und von hier oben funkelt und strahlt die Lumagica in ihren schillerndsten Farben. Auf dem Weg nach unten, da gibt es zum Aufwärmen auf jeden Fall noch einen heißen Glühwein am Wagen des Bistros, der mit viel Herz von zwei reizenden Damen geführt wird.

4. Das Geleucht in Moers – Strahlende Grubenlampe „auffe Halde“
Und am Ende steht sie da und strahlt, natürlich erst wenn es dunkel wird. Eines der wohl bedeutendsten Symbole in unserem Revier. Noch nie war ich hier auf der Halde Rheinpreußen, in Moers, auf über 100 Meter Höhe, und bin unglaublich beeindruckt von dieser imposanten Kulisse: der Rhein, die Skyline von Duisburg, die A42, das Kruppgelände mit seinen Feuer speienden Hochöfen. Ich spüre: Das ist mein Ruhrgebiet, hier komme ich her: Die Grubenlampe thront über allem. Trotz strömenden Regens und Kälte. Ich denke mir: Glückauf, der Steiger kommt! Und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezünd´t, schon angezünd´t: Mehr Ruhrgebiet geht nicht!
Tags: Arbeitersiedlung, Bochum, Ennepe-Ruhr Kreis, Geleucht, Halde Rheinpreußen, Halden, Halden im Ruhrgebiet, Hattingen, Herne, Kreis Wesel, Lichtkunst, Moers, Weihnachten, Winter, Winter im Ruhrgebiet
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Planetarium Bochum
Castroper Straße 67
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Zechensiedlung Teutoburgia
Herne, Stadtteil Börnig
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Lumagica
LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen
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Das Geleucht
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