Das Foto zeigt eun Fahrrad im Fredenbaumpark in Dortmund

Canal Grande im radrevier.ruhr – Sommerradtour von Dortmund nach Haltern am See

9. Mai 2018

Was gibt es Schöneres, als im Sommer am Wasser entlang zu radeln? Die Landschaft spiegelt sich auf der Oberfläche, Schiffe wecken die Sehnsucht zu reisen und Tiere genießen ihr Bad im kühlen Nass. Also mache ich mich auf die Reise mit dem Rad entlang der Kanäle im nördlichen Ruhrgebiet. Von Dortmund aus soll es nach Haltern am See gehen – 46 Kilometer entspannt am Wasser entlang.

Das Bild zeigt Räder vor dem Hauptbahnhof Dortmund

Tourstart ist am Hauptbahnhof in Dortmund

Aus Essen kommend nehme ich erstmal den Regionalexpress nach Dortmund Hauptbahnhof. Die Taktung auf dieser Strecke ist klasse, der Raum für Fahrräder zumindest außerhalb des Berufsverkehrs ist ok. Meine Radtour startet am Knotenpunkt 61 direkt vor dem Bahnhof. Die Umgebungskarte zeigt mir den Streckenverlauf bis zum nächsten Knotenpunkt, zusätzlich verlass ich mich aber auch gerne auf den digitalen Track von komoot auf meinem Handy (siehe Infokasten).

Großstadt-Trubel in der größten Stadt im radrevier.ruhr

Zunächst geht’s durch die Dortmunder City. Die Radwege sind breit genug angelegt. Das Dortmunder U taucht schon nach wenigen Pedalumdrehungen auf, mich zieht es aber direkt weiter. Durch den Stadtverkehr gelange ich endlich in den Fredenbaumpark, den ältesten Stadtpark Dortmunds, und wenig später an den Dortmund-Ems-Kanal. Endlich kann ich den Trubel der Großstadt hinter mir lassen. Sofort kehrt Ruhe ein und ich schalte in den Urlaubsmodus um.

Hier in Dortmund ist der Kanal noch urban geprägt. Ich radel auf der westlichen Kanalseite vorbei an einer alten Hafenanlage und blicke auf den stillgelegten Malakowturm der Zeche Fürst Hardenberg. Nach einer ersten Brücke verändert sich die Aussicht, schlagartig bin ich mitten auf dem Land. Weite Felder prägen nun die Landschaft. Besonders schön finde ich die allee-artige Baumbepflanzung, die mich auf den ersten Kilometern am Kanal begleitet. Immer wieder eröffnen sich wunderschöne Perspektiven.

Das Wasser ist erstaunlich klar und ich bin verwundert, wie wenig Schiffe hier auf dem Dortmund-Ems-Kanal fahren. Breit ist er eh nicht, das gilt übrigens auch für den Radweg am Kanal. Zwischenzeitlich werden aus dem Weg nur zwei schmale Fahrspuren. Aber dennoch komme ich gut voran und das Radfahren direkt am Wasser macht einfach nur Spaß. So geht es immer weiter nach Norden hoch, bis nach Henrichenburg.

Industriekultur pur – das Schiffshebewerk Henrichenburg

Es ist sicherlich das Highlight auf dieser Radtour. Nach ca. einem Drittel der Strecke verzweigt sich der Kanal in den Schleusenpark Henrichenburg in Waltrop. Es lohnt sich in jedem Fall, das historische Schiffshebewerk zu besichtigen. Ein Museum erklärt die Geschichte der Wasserstraßen im Ruhrgebiet und auch sehr anschaulich die Funktionsweise eines Schiffshebewerks im Unterschied zu einer Schleuse. Auf einem alten Museumsschiff taucht man ein in die einfache und harte Lebenswelt einer Schifferfamilie vor rund hundert Jahren. Im angeschlossenen Biergarten gibt es kühle Getränke, leckeres Essen und natürlich das passende Eis für heiße Tage.

Das Foto zeigt das Schiffshebewerk Henrichenburg

Das Schiffshebewerk Henrichenburg

Ich fahre weiter und drehe eine kleine Schleife durch den Schleusenpark. Durch eine der großen Schleusen kann man sogar entspannt durchradeln. Hier in Henrichenburg trifft sich der Dortmund-Ems-Kanal mit dem Rhein-Herne-Kanal, daher ist die Marina ein beliebtes Ausflugsziel für Sportboote.

Nun folgt der weniger schöne Teil der Tour. Ich verlasse den Kanal und muss mich durch den Stadtverkehr von Datteln bis zum Wesel-Datteln-Kanal durchschlagen . Es geht zwar über straßenbegleitende Radwege, einmal sogar durch eine schöne Arbeitersiedlung, dennoch gehört dieser Teil der Tour eher zum Pflichtprogramm. Dabei folge ich der Beschilderung des Dortmund-Ems-Kanal-Radweges. Am Ende freue ich mich, als ich endlich wieder am Dattelner Meer an den Kanal gelange. Als schönes Naturidyll liegt auf der anderen Kanalseite die sogenannte „Alte Fahrt“, ein stillgelegter Kanalabschnitt, der gut mit dem Fahrrad erkundet werden kann.

Für mich geht es nun Richtung Westen. Der Radweg am Nordufer des Wesel-Datteln-Kanals ist super ausgebaut. Er ist zwar nicht asphaltiert, aber die wassergebundene Decke ist in einem Topzustand. So geht es ganz entspannt vorbei an Schleusenanlagen und weiten Feldern. Ich mache schnell viele Kilometer und hatte lange nicht mehr so viel Spaß beim Radeln.

Fährfahrt über die Lippe

In Flaesheim endet diese Entspanntheit abrupt, denn hier ist plötzlich voller Körpereinsatz gefragt. Das zweite kleine Highlight steht an, die Fähre Maifisch. Hier muss ich selber zum Fährmann werden und mich, mein Rad und die Fähre über die Lippe ziehen. Ja, die Lippe ist an dieser Stelle sicherlich nicht der breiteste Fluss in NRW, aber immerhin von der Quelle bis zur Mündung der längste Fluss. Die kurze Fährfahrt ist anstrengend, aber auch wirklich lustig. Wer nicht hochseetauglich ist, kann die Fähre aber auch über eine nahegelegene Brücke umfahren.

Die Tour nähert sich dem Ende. Es geht wieder straßenbegleitend Richtung Haltern am See. Die Einsamkeit am Kanal (ok, ich war unter der Woche unterwegs, am Wochenende ist hier sicherlich mehr los) weicht dem Trubel an der Seepromenade. Ich kann mir vorstellen, wie voll es hier an einem heißen Sommerwochenende wird, aber der See ist auch einfach nur richtig schön. Wenn also das Wetter passt, vergiss Deine Badesachen nicht.

Für mich geht es weiter ins Zentrum von Haltern am See. Ich wusste garnicht, dass Haltern so schön ist. Ein toller Ortskern mit historischen Häusern und vor allem richtig netten Straßencafés empfängt mich am Ziel dieser Radtour – der perfekte Abschluss einer kleinen Radreise. Von hier geht es nur noch zum nahgelegenen Bahnhof und dann mit dem Regionalexpress zurück nach Essen.

Das Foto zeigt das Zentrum von Haltern am See

Das Zentrum von Haltern am See

Und zum Schluss noch ein paar Tipps

Die gesamte Radtour entlang der Kanäle ist sehr leicht zu fahren. Höhenmeter gibt es quasi nicht. Häufig geht es über eine wassergebundene Decke, der Asphalt-Anteil ist außerhalb der Städte eher gering. Bei schönem Wetter könnt Ihr auf dieser Tour einen tollen Urlaubstag erleben. An den Kanälen ist die Tour auch ideal für Familien geeignet. Jedoch sind die innerstädtischen Radwege in Dortmund und noch mehr in Datteln für kleinere Kinder etwas problematisch. Denk an Deine Schwimmklamotten für den Halterner Stausee und auch an entsprechende Verpflegung. Denn entlang der Kanäle liegen nur wenige Einkehrmöglichkeiten. Für mich ist die 46 Kilometer lange Radtour von Dortmund nach Haltern am See sehr empfehlenswert, daher: Viel Spaß beim Nachradeln!

2 Kommentare auf den Beitrag “Canal Grande im radrevier.ruhr – Sommerradtour von Dortmund nach Haltern am See

Britta sagt:

Tolle Tour. Kann man die auf 60 km verlängern, damit sich unsere weite Anfahrt auch lohnt?

Jochen sagt:

Hallo Britta,
natürlich kann man die Tour an beiden Enden verlängern, dann würde aber der Charakter einer Kanaltour etwas verloren gehen. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Tour von Hamm nach Haltern am See Deine Vorstellungen treffen könnte: http://www.komoot.de/tour/33074119 (beim Link auch ohne Anmeldung einfach etwas nach unten zur Karte scrollen).
Diese Tour ist dann 74 Kilometer lang und führt über lange Strecken am Datteln-Hamm-Kanal entlang. Das Schiffshebewerk Henrichenburg bleibt als Highlight der Tour erhalten, dafür entfällt der Teil in Dortmund. Die Anreise nach Hamm sollte mit der Bahn vergleichbar gut klappen.
Solltet Ihr die Tour fahren, schreib uns gerne Deine Eindrücke. Viel Spaß beim Radeln,
Jochen

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