Paris hat den Eiffelturm. Berlin das Brandenburger Tor. Rom das Kolosseum. Und das Ruhrgebiet? Das hat Tetraeder, Tiger & Turtle, das Dortmunder U – und so viele andere Orte, die mehr als nur ein Foto wert sind. Es ist eine Region, die sich nicht auf ein einzelnes Wahrzeichen festlegen lässt, sondern durch Vielfalt und Kontraste besticht.
Wenn du Lust hast, das Ruhrgebiet durch eine neue Linse zu entdecken, bist du hier genau richtig. Ich nehme dich mit zu einigen der faszinierendsten Orte zwischen Industriekultur, urbanem Wandel und architektonischer Extraklasse. Die Auswahl ist natürlich subjektiv und keineswegs vollständig – dafür ist das Ruhrgebiet viel zu reich an spannenden Orten. Aber eines ist sicher: Diese Highlights gehören auf jede Bucketlist für urbane Entdecker:innen.
Also: Kamera umgehangen, Akku aufgeladen, Speicherkarte formatiert – und los geht’s!
Halde Rheinpreußen – Das leuchtende Wahrzeichen

Markantes Wahrzeichen und schon von weitem sichtbar: Die Grubenlampe.
Über Moers erhebt sich eine Landmarke, die nicht nur durch ihre Höhe beeindruckt, sondern vor allem durch ihre Symbolkraft: „Das Geleucht“. Die 30 Meter hohe Grubenlampe auf der Halde Rheinpreußen wurde vom Lichtkünstler Otto Piene gestaltet und erinnert an die harte und gefährliche Arbeit der Bergleute unter Tage. Sobald die Nacht hereinbricht, verwandelt sich das Gelände in eine leuchtende Bühne. Das rote Licht, das die Kuppe der Halde flutet, erinnert an flüssiges Eisen – ein visuelles Echo auf die Montanindustrie, die das Ruhrgebiet einst prägte. Von hier oben erlebst du nicht nur einen fantastischen Blick über das westliche Revier, sondern auch eine ganz besondere Atmosphäre, in der Vergangenheit und Gegenwart fast poetisch miteinander verschmelzen.
Aus Kostengründen ist die Beleuchtung nur stundenweise eingeschaltet, und zwar täglich ab Beginn der Dunkelheit:
April-Oktober:
bis 23 Uhr
November-März:
bis 21 Uhr
Halde Norddeutschland – Ein Haus ohne Wände

Gerade im Frühling bieten die umliegenden Bäume eine gute Möglichkeit fürs Framing des Hallenhauses. ©Pascal Tönnissen
Schon von weitem sichtbar erhebt sich das Hallenhaus auf der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn – ein offenes Stahlgerüst, das aussieht wie ein Bauplan, der sich in den Himmel zeichnet. Erreicht wird es über die ikonische Himmelstreppe mit ihren 359 Stufen oder einen spiralförmigen Weg, der sich elegant um die Halde windet. Oben angekommen, eröffnet sich dir ein weites Panorama über den Niederrhein und das westliche Ruhrgebiet. Das Hallenhaus wirkt wie ein Relikt einer anderen Zeit und gleichzeitig wie ein futuristisches Symbol des Wandels. Es steht für die Transformation der Region, für Aufbruch und Erinnerung – und für die Schönheit, die in der Reduktion liegt.
Landschaftspark Duisburg-Nord – Farben, Stahl und Vergangenheit

Perfekte Aussicht auf vom „Monte Schlacko“ den LaPaDu. ©Pascal Tönnissen
Kaum ein Ort verbindet Industriegeschichte so organisch mit Kultur, Natur und Kreativität wie der Landschaftspark Duisburg-Nord. Wo früher Stahl produziert wurde, wächst heute wilder Wein an rostigen Rohren, wird geklettert, getaucht, Theater gespielt – und natürlich fotografiert. Auf dem Gelände des stillgelegten Hüttenwerks in Meiderich entsteht eine besondere Atmosphäre, in der sich Zeitspuren überlagern. Besonders bei Nacht, wenn das farbige Lichtkonzept die gewaltigen Stahlstrukturen illuminiert, wirkt der Ort fast surreal – wie eine Mischung aus Science-Fiction-Filmkulisse und urbanem Zaubergarten. Hier wird Industriekultur nicht museal konserviert, sondern lebendig neu interpretiert.

Wird bei Dämmerung passend in grün illuminiert: Das Krokodil (ehemalige Verladebrücke über den Erzbunkern). ©Pascal Tönnissen
Aktuelle Lichtzeiten
Immer freitags, samstags, sonntags, an Vorabenden von Feiertagen und an Feiertagen mit Einbruch der Dämmerung bis 1 Uhr. In den gesamten Schulferien (NRW) ist unsere Lichtinstallation ab Einbruch der Dunkelheit bis 1 Uhr geschaltet
Innenhafen Duisburg & Museum Küppersmühle – Kontraste am Wasser
- Hafenidylle am Innenhafen in Duisburg.
- Das „Kunst-U-Boot“ vor dem Museum Küppersmühle. Ist es seit 2013 im Innenhafen, war es zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 erstmalig im Baldeneysee zu sehen. ©Pascal Tönnissen
Mitten in Duisburg ist ein Stadtquartier entstanden, das beeindruckend zeigt, wie eleganter Städtebau auf industrielle Substanz treffen kann. Der Innenhafen war einst ein geschäftiger Ort für Schiffe, Warenumschlag und Silos – heute ist er Lebensraum, Kunstort und Flaniermeile. Die denkmalgeschützten Speicherbauten und modernen Fassaden spiegeln sich im Wasser und ergeben ein Stadtbild, das gleichzeitig ruht und pulsiert.
- Blick in die historischen Silos.
- Wie aus einem Sci-Fiction-Film, das Treppenhaus im inneren des Museums. ©Pascal Tönnissen
Besonders markant ist das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst: ein backsteinernes Industriebauwerk, das im Innern mit klaren Linien, grauem Basalt und raumhohen Wänden überzeugt. Die Erweiterung durch Herzog & de Meuron ist nicht nur architektonisch spektakulär, sondern auch ein Beweis, wie harmonisch sich Kunst, Architektur und Geschichte ergänzen können.
Tiger & Turtle – Die Achterbahn auf dem Zauberberg
- Es bieten sich zahlreiche Perspektiven um das Kunstwerk in Szene zu setzen.
- Könnte auf dem ersten Blick auf in einem Freizeitpark stehen. ©Pascal Tönnissen
Was aussieht wie ein Freizeitpark-Highlight ist in Wahrheit eine Skulptur – und ein begehbares Statement. Tiger & Turtle – Magic Mountain auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg-Angerhausen ist eines dieser Kunstwerke, die das Ruhrgebiet so einzigartig machen. Geschaffen wurde es im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010, doch seine Wirkung ist zeitlos: Eine scheinbar fahrbare Achterbahn, die statisch bleibt und zugleich Bewegung ins Denken bringt. Der Looping bleibt unbetretbar, ein Bruch in der Bewegung – vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass nicht alles im Leben geradeaus gehen muss. Abends zeichnet ein Band aus Licht die Struktur in den Himmel – futuristisch, poetisch, fast schwerelos.
Gasometer Oberhausen – Industriegigant mit Weitblick

Im angrenzenden Olgapark ergeben sich durch den Wasserlauf Möglichkeiten die Spiegelung zu nutzen! ©Jochen Schlutius
In der Neuen Mitte von Oberhausen ragt er wie ein Wahrzeichen in den Himmel: der Gasometer. Mit 117 Metern Höhe und 68 Metern Durchmesser war er einst der größte Scheibengasbehälter Europas – heute ist er die höchste Ausstellungshalle des Kontinents. Seit seiner Stilllegung im Jahr 1988 wurde der Industriegigant zur Bühne für große Themen. Die Inszenierungen im Innern sind spektakulär – mal poetisch, mal politisch, mal visionär. Die aktuelle Ausstellung „Planet Ozean“ nimmt dich mit in die Tiefen der Meere – großformatig, immersiv und bewegend.
Die Architektur des Gasometers ist dabei nicht nur Hülle, sondern selbst Erlebnis. Wer mit dem gläsernen Aufzug bis unter das Dach fährt, steht in luftiger Höhe – mit Blick auf das beeindruckende Innere der Halle oder hinaus über den Rhein-Herne-Kanal. Ein Ort, der Geschichte atmet und gleichzeitig Zukunft denkt. Fotografisch ist der Gasometer ein absoluter Hochkaräter – von außen monumental, von innen lichtdramatisch.
Slinky Springs to Fame – Eine Brücke tanzt durchs Licht

Nicht nur zur blauen Stunde ein lohnendes Fotomotiv. © Dennis Stratmann
Sie windet sich verspielt über den Rhein-Herne-Kanal, als hätte jemand eine riesige Spiralfeder ausgepackt: die Fußgängerbrücke „Slinky Springs to Fame“ des Künstlers Tobias Rehberger. Was tagsüber durch ihre schwarz-weißen Streifen besticht, verwandelt sich bei Dunkelheit in ein strahlendes Kunstwerk – 496 farbige LED-Lichter lassen die Brücke im wahrsten Sinne des Wortes leuchten.
Sie verbindet den Kaisergarten mit dem Sportpark Lindnerstraße und ist damit mehr als nur Übergang – sie ist Statement, Skulptur und Bewegung zugleich. Jeder Schritt auf der Brücke ist ein Perspektivwechsel, jede Blickachse ein neues Spiel aus Linien, Farben und Formen. Für Fotograf:innen ein absoluter Traum – besonders zur blauen Stunde, wenn sich Himmel, Wasser und Lichtkunst begegnen.
Der Zauberlehrling – Wenn Masten tanzen lernen

Gerade im Frühjahr und Herbst verleiht der Bodennebel dem Ort etwas Mystisches. ©Pascal Tönnissen
Mitten im Grün am Rhein-Herne-Kanal steht etwas, das eigentlich nicht stehen dürfte: ein tanzender Strommast. Der „Zauberlehrling“ – geschaffen von der Künstlergruppe inges idee – ist eine Skulptur, die scheinbar alles auf den Kopf stellt. Statt starr und funktional reckt sich hier ein 35 Meter hoher Mast in geschwungener Bewegung gen Himmel, als würde er tanzen, träumen, tanzen.
Der Zauberlehrling ist Teil des Emscherkunstwegs und ein Paradebeispiel für die Transformation technischer Relikte in lebendige Kunst. Besonders aus der Ferne – etwa von der A42 aus – wirkt er wie ein visuelles Fragezeichen mitten in der Landschaft. Nah dran entfaltet er seine Wirkung zwischen Leichtigkeit, Irritation und Faszination. Ein Bild, das bleibt – und eine Einladung, Technik neu zu sehen.
Halde Haniel – Farben, Wind und weite Gedanken

Die Totems werden im Rahmen der Baumaßnahmen in die Einfahrt des Bergwerkes umgesetzt. ©Dennis Stratmann
159 Meter über dem Ruhrgebiet – und doch wirkt dieser Ort fast wie ein anderes Land. Die Halde Haniel in Bottrop ist eine der höchsten und eindrucksvollsten Halden der Region. Der Aufstieg lohnt sich: Oben erwartet dich ein Plateau aus schwarzem Gestein, Wind, Weite – und Kunst. Die Installation „Totems“ des baskischen Künstlers Agustín Ibarrola setzt knallige Farbakzente in die karge Landschaft: bemalte Bahnschwellen, die wie ein Farbcode aus einer fremden Sprache wirken.
Die Halde selbst erzählt vom Erbe der Zechen Prosper-Haniel und Osterfeld – aber auch vom Wandel. Aktuell wird das Areal umgebaut, das Amphitheater zurückgebaut, Gelände abgetragen. Ein Prozess, der Veränderung sichtbar macht. Fotografisch bietet die Halde Haniel dramatische Kontraste, satte Farben und einen Horizont, der Gedanken schweifen lässt.
Achtung: Sanierung
Im Herbst 2025 soll mit Sanierungsarbeiten begonnen werden. Vorbereitungen laufen momentan bereits (Haldenkamm wird um ca. 4 Meter abgetragen und das marode Amphitheater abgerissen und zugeschüttet). In diesem Zuge werden auch die fotogenen Totems umgesetzt.

Die Halden sind immer ein perfekter Spot für Sunsetfotos. ©Pascal Tönnissen
Halde Beckstraße mit Tetraeder – Geometrie in der Luft
Wie ein Fremdkörper aus der Zukunft thront der Tetraeder auf der Halde Beckstraße in Bottrop. Eine begehbare Stahlpyramide auf vier Betonfüßen – leicht, schwebend, reduziert. Der „Haldenereignis Emscherblick“ genannte Aussichtspunkt ist ein Meisterwerk der Konstruktion und ein Klassiker unter den Ruhrgebietsmotiven. Besonders eindrucksvoll wirkt die Landmarke in der Dämmerung, wenn die Lichtskulptur „Fraktal“ von Jürgen LIT Fischer ihre Linien in die Dunkelheit zeichnet.

Die Ruhrgebietsversion der Pyramiden von Gizeh. ©Pascal Tönnissen
Der Weg zur Kuppe führt über Serpentinen oder Treppenstufen – oben angekommen liegt dir das nördliche Ruhrgebiet zu Füßen. Die Vertiefung auf der Haldenspitze sorgt dafür, dass die Industriearchitektur rundherum kurz verschwindet – ein überraschender Moment der Stille inmitten der Stadtlandschaft. Hier oben findest du Perspektiven, wie man sie sonst nur aus Flugzeugen kennt – frei, grafisch, einmalig.
UNESCO-Welterbe Zollverein – Die schönste Zeche der Welt
- Der „Eifelturm des Ruhrgebiets“.
- Spiel mit Licht und Schatten. ©Dennis Stratmann
Im Herzen von Essen erhebt sich ein Industriebauwerk, das weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt ist: die Zeche Zollverein. Wo früher bis zu 12.000 Tonnen Kohle am Tag gefördert wurden, findest du heute ein Areal, das Industriekultur in Reinform präsentiert. Die ehemalige Steinkohlezeche, heute UNESCO-Welterbe, ist mehr als nur ein Ort – sie ist eine Bühne für Design, Architektur, Geschichte und Kunst. Die geometrisch klaren Formen des Bauhaus-Stils treffen hier auf rostige Stahlträger, weite Plätze und verwinkelte Wege, die von der Vergangenheit erzählen. Ob das ikonische Doppelbock-Fördergerüst, die stillen Gleisanlagen oder die riesigen Hallen – Zollverein ist ein Ort voller visueller Geschichten, die zwischen Vergangenheit und Zukunft pendeln. Hier verweilst du nicht nur, hier entdeckst du ständig neu.
Knallorange und ikonisch: Die Rolltreppe zur Kohlenwäsche ist nicht nur ein Fotomagnet, sondern der wohl auffälligste Zugang zum größten Zechengebäude des Welterbes Zollverein. © Dennis Stratmann
Schurenbachhalde – Skulptur im stillen Raum

Mondlandschaft auf dem Haldentop und in der Mitte die „Bramme des Ruhrgebiet“. © P.A.
Mitten in Altenessen ragt eine schlichte, aber kraftvolle Landmarke in den Himmel: die „Bramme für das Ruhrgebiet“ des US-amerikanischen Künstlers Richard Serra. 15 Meter hoch, tiefschwarz, massiv. Sie steht auf dem Gipfel der Schurenbachhalde – einer stillgelegten Abraumhalde, die heute wie eine stille Insel im urbanen Raum wirkt. Der Weg hinauf ist eher unspektakulär, aber oben öffnet sich eine andere Welt. Das große, offene Plateau aus dunklem Gestein erinnert fast an eine Mondlandschaft. Die Skulptur selbst wirkt wie ein Monolith, der sich jeder schnellen Deutung entzieht. Hier oben ist es ruhig, weit und fast feierlich. Eine Bühne für klare Gedanken und große Motive. Und vielleicht auch ein Ort, an dem man einfach mal durchatmet.
Nordsternpark – Industrienatur mit Doppelbogen
- Zahlreiche Fotomotive…
- findest du im Nordsternpark. © P.A.
Was früher Förderturm, Kumpel und Kohlestaub bedeutete, ist heute ein urbaner Park voller Gegensätze: Der Nordsternpark in Gelsenkirchen zeigt eindrucksvoll, wie das Ruhrgebiet seine industriellen Wurzeln nicht vergisst, sondern neu interpretiert. Im Zentrum: die Zeche Nordstern mit dem markanten Herkules von Gelsenkirchen, einer monumentalen Skulptur von Markus Lüpertz auf dem Dach des Turms. Darunter ziehen sich Wasserläufe, Gartenräume, Brücken und Wege durch das Gelände – eine urbane Landschaft, die sich immer wieder neu inszeniert. Besonders auffällig: die elegant geschwungene Doppelbogenbrücke, die sich über das Wasser spannt und abends beleuchtet wird. Im Park mischen sich Ruinen und Spielplätze, Architektur und Natur, Geschichte und Gegenwart. Ein Ort, der niemals langweilig wird – und immer wieder neue Perspektiven bietet.
Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 finden aktuell verschiedene Bauarbeiten statt, sodass nicht immer alle Bereiche das Parks zugänglich sind.
Halde Rheinelbe mit Himmelsleiter – Wo Beton in den Himmel wächst
- Die Himmelstreppe – markanter Fotospot auf der Halde Rheinelbe.
- Durchatmen nach dem Aufstieg und die letzten Sonnenstrahlen genießen. ©Pascal Tönnissen
Die Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen-Ückendorf ist so etwas wie ein poetischer Fremdkörper im urbanen Raum. Auf dem Gelände einer ehemaligen Zeche hat sich über Jahrzehnte ein regelrechter Industriewald gebildet, der langsam aber stetig das Terrain zurückerobert. Der Weg zur Halde führt durch diesen verwunschenen Wald, bis man auf den Spiralberg trifft – eine künstlerisch geformte Erhebung mit Aussicht. Oben: die Himmelsleiter von Herman Prigann. Eine Skulptur aus Betonresten, aufgetürmt wie eine aztekische Treppe, die scheinbar in den Himmel führt. Grob, kantig, monumental – und dabei fast spirituell. Die Kombination aus Wildnis, Kunst und Panorama macht diesen Ort so besonders.
Deutsches Bergbau-Museum – Das Herz unter Tage

Bereits aus der Ferne zu sehen, das Deutsche Bergbau-Museum mit seinem markanten Fördergerüst. ©Pascal Tönnissen
Bochum beherbergt mit dem Deutschen Bergbau-Museum nicht nur das größte Museum seiner Art weltweit, sondern auch ein Symbol für die tiefe Verwurzelung des Reviers mit dem Bergbau. Das weit über die Grenzen Bochums hinaus bekannte „Germania-grüne“ Fördergerüst ist ein Fotomotiv schlechthin. Seit Februar 2025 präsentiert es in den Abendstunden mit einer neuen dynamischen Beleuchtung. Unter dem Museum erstreckt sich ein originalgetreues Anschauungsbergwerk, das den Arbeitsalltag der Kumpel authentisch erfahrbar macht. Oberirdisch erzählen Ausstellungen, Maschinen und Modelle vom Leben mit der Kohle – und von den Umbrüchen, die folgten. Das Museum ist nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch der Neugier. Und ein starkes visuelles Statement für all das, was das Ruhrgebiet geprägt hat – und immer noch prägt.
Landschaftspark Hoheward – Horizonte neu denken

Eines der vielen Highlights im Landschaftspark Hoheward - das Himmelsobervatorium. ©Pascal Tönnissen
Zwischen Herten und Recklinghausen erhebt sich ein Ensemble aus Halde, Zeche und astronomischem Gedankenspiel: der Landschaftspark Hoheward. Hier trifft harte Industrievergangenheit auf kosmische Konzepte – zum Beispiel in Form des Horizontobservatoriums, das wie ein riesiger Kompass den Himmel rahmt. Auch die Himmelsstiege, eine monumentale Treppenanlage mit über 500 Stufen, ist mehr als nur ein Aufstieg – sie ist ein Erlebnis. Von oben hast du freien Blick über das Ruhrgebiet, das Emschertal und die benachbarte Halde Hoppenbruch. Zwischen Windrädern, Obelisken und stillgelegten Fördertürmen mischt sich die Vergangenheit mit dem Zukunftsdenken.
Zeche Schlägel & Eisen – Lichtspuren in der Dunkelheit

Langzeitbelichtung trifft Industriecharm. ©P.A.
In Herten zeigt sich, wie moderne Lichtkunst altes Industrieerbe zum Leuchten bringt: Die ehemalige Zeche Schlägel & Eisen am Schacht 4 trägt seit 2021 die Installation „Konturen“ der Berliner Künstlerin Gunda Förster. Weiße LED-Streifen umrahmen nachts die Struktur des Fördergerüsts und der Grubenlüfter – und geben dem Ort einen fast digitalen Charakter. Die klare Geometrie wird durch das Licht akzentuiert, das Monument wird zur Zeichnung in der Dunkelheit. Tagsüber zeigt sich die Zeche rau und zurückhaltend, doch mit dem Einbruch der Nacht verwandelt sie sich in eine leuchtende Erinnerung an den Bergbau. Ein Ort, der Vergangenheit sichtbar macht – ganz ohne Worte, nur durch Licht.
Schiffshebewerk Waltrop – Stahl, Wasser, Geschichte
- Stahl, Wasser und Licht:
- Das Schiffshebewerk Henrichenburg als imposantes Fotomotiv. ©Dennis Stratmann
Wasser hebt. Und das seit über einem Jahrhundert. Das Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop ist ein technisches Meisterwerk aus der Kaiserzeit, das mit seinen Türmen, Gitterkonstruktionen und dem preußischen Adler über dem Portal an eine andere Ära erinnert. Heute ist das Hebewerk Teil des LWL-Industriemuseums und zieht Besucher:innen mit seinem historischen Charme und seiner beeindruckenden Ingenieurskunst an. Wer auf der Plattform steht oder durch die alten Maschinenräume schlendert, spürt etwas von der Kraft, die einst nötig war, um Schiffe um 14 Meter anzuheben. Zwischen Backstein, Wasser, Metall und Himmel entsteht hier ein Bild davon, was Technik leisten konnte – und was sie heute bedeuten kann.
LÜNTEC-Tower mit Colani-Ei – Wenn ein UFO landet

Das Colani-UFO in Lünen – futuristische Architektur auf historischem Zechenturm. © P.A.
Ein bisschen Zukunft, ein bisschen Science-Fiction: Der LÜNTEC-Tower in Lünen ist einer dieser Orte, die man nicht so schnell vergisst. Auf einem alten Fördergerüst thront das sogenannte Colani-Ei – eine futuristische Konstruktion in ovaler Form, die von Designer Luigi Colani entworfen wurde. Was wie ein gelandetes Raumschiff wirkt, ist in Wirklichkeit eine Business-Lounge. Doch der Effekt bleibt: Hier trifft Technikgeschichte auf Designvision. Das Colani-Ei ist ein Symbol für den Mut zum Andersdenken – und für eine Region, die sich neu erfindet. Es schwebt nicht wirklich, aber es wirkt so. Und genau das macht seinen Zauber aus.
Dortmunder U – Wo Kunst auf die Stadt trifft
- Die „Dortmunder Rosen“ vor dem Dortmunder U.
- Das Farbenfrohe Mural des Künstlerkollektivs „The London Police“. ©Pascal Tönnissen
Das Dortmunder U ein Wahrzeichen von Dortmund und ein Ort für Kultur, Kunst und digitale Visionen. Ehemals Zentrum der Union-Brauerei, heute ein Ort für Ausstellungen, Medienkunst und kreative Forschung. Besonders prägnant sind die „Fliegenden Bilder“ von Adolf Winkelmann, die auf LED-Panels an der Turmspitze laufen. Direkt davor setzen die „Dortmunder Rosen“ als rote Lichtskulpturen ein lebendiges Zeichen – moderne Kunst, die mit urbaner Geschichte spielt und Besucher auf den ersten Blick fasziniert. Rund um das U findest du zudem großflächige Murals, die das Stadtbild kreativ prägen und den urbanen Charakter unterstreichen.
Zeche Zollern – Das Schloss der Arbeit

Zeche Zollern aus der Vogelperspektive vom Fördergerüst aus. © P.A.
Im Dortmunder Westen steht eine Zeche, die aussieht wie ein Märchenschloss: Zeche Zollern. Jugendstil trifft Industriekraft. Historische Maschinenhallen mit bunten Fenstern, reich verzierte Fassaden und ein weitläufiges Gelände machen diesen Ort zu einem Erlebnis. Wo einst gearbeitet, geschuftet und geschwitzt wurde, stehen heute Kunst, Bildung und Entdeckung im Vordergrund. Das LWL-Industriemuseum zeigt die Geschichte der Arbeit auf beeindruckende Weise – und die Architektur spricht für sich. Ein Ort voller Stolz, voller Kontraste – und voller Motive.
Altstädte & Streetart – Zwischen Fachwerk und Farbe
- Zahlreiche Altstädte gibt es auch im Ruhrgebiet zu entdecken…
- wie etwa die Altstadt von Hattingen. ©Pascal Tönnissen
Zwischen all der Industriearchitektur darf man nicht vergessen: Das Ruhrgebiet hat auch ein anderes Gesicht. In Altstädten (Die fotogensten Altstädte im Ruhrgebiet) wie Hattingen findest du romantisches Fachwerk, gepflasterte Gassen und historische Märkte – perfekt, um einmal ganz andere Bilder zu machen. Und dann ist da noch die urbane Kunst: Streetart in Essen (Urban Art: Graffiti Walk in Essen), Dortmund, Bochum oder Gelsenkirchen erzählt von Rebellion, Vision und Kreativität. Zwei Welten, ein Revier – hier treffen Geschichte und Gegenwart direkt aufeinander.

Überall im Ruhrgebiet finden sich spektakuläre Murals. © Foto: P.A. / Künstler: Denis Klatt.
Fazit
Das Ruhrgebiet lässt sich nicht auf einen einzigen Ort, Stil oder Blickwinkel festlegen. Es ist ein spannender Mix aus Gegensätzen – mal rau und poetisch, mal industriell und überraschend grün. Jeder Fotospot erzählt seine eigene Geschichte: mal kraftvoll und eindrucksvoll, mal zart und filigran, mal futuristisch, mal voller Nostalgie. Wenn du mit offenen Augen und deiner Kamera durchs Revier ziehst, wirst du immer wieder überrascht, berührt und findest neue Inspiration. Und das Schönste daran: Es gibt noch viel mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick vermutet.