Das Bild zeigt den Carbon-Obelisk im Nordsternpark Gelsenkirchen

Die Natur-Route und die Wasser-Route – Mit dem Rad rund um Essen

20. August 2020

Essen hat in den letzten Jahren unter der Marke „ESSEN.Erfahren“ eine Vielzahl an lokalen Radrouten entwickelt, die Radler entweder zu bestimmten Themen oder als fahrradfreundliche Wegeachsen durch die Stadt führen. Es gibt eine Zechen-Tour, zwei Kirchen-Touren und sogar zwei Biergarten-Touren. Als Verkehrsachsen sind für uns Radler vor allem die Nord-Süd-Verbindungen sehr interessant, denn diese sind traditionell eher Mangelware im Ruhrgebiet. Ich habe mir mal die Natur-Route und die Wasser-Route rausgepickt und diese beiden Achsen mit dem RuhrtalRadweg im Süden und dem Radweg am Rhein-Herne-Kanal im Norden zu einer gut 60 Kilometer langen Tages-Rundtour für Radler kombiniert. Mal schauen, was Essens „Neue Wege zum Wasser“ so zu bieten haben…

Essen.Erfahren – Eine 60 Kilometer lange Tagestour rund um Essen

Für mich startet die Tour am S-Bahnhof in Essen-Werden ganz im Süden, der über die S 6 gut erreichbar ist. Alternativ lässt sich vor allem für Autofahrer die Tour aber auch gut ab dem UNESCO-Welterbe Zollverein starten. Hier wäre auch für Leute ohne eigenem Rad der Vorteil, dass man sich bei der RevierRad-Station ein Leihrad ausleihen könnte. Bei 380 Höhenmetern lohnt sich vielleicht auch schon ein Leih-E-Bike.

Einradeln auf dem RuhrtalRadweg

Das Bild zeigt die Schleuse Neukirchen in Essen-Werden

Die Schleuse Neukirchen in Essen-Werden

Zunächst orientiere ich mich an dem komplett ausgeschilderten RuhrtalRadweg. Flussaufwärts fahre ich von Essen-Werden Richtung Baldeneysee. Kurz vor dem Stauwehr sehe ich bereits ein Überbleibsel der Industriegeschichte der Region. Die Schleuse Neukirchen war früher wichtiger Baustein der Ruhrschifffahrt, als die Ruhr noch der meistbefahrenste Fluss Europas war. Sie wurde bereits 1777/78 erbaut. Heute liegt sie eher etwas stiefmütterlich am Wegesrand.

Am Baldeneysee fahre ich weiter flussaufwärts. Auf der anderen Seite sehe ich die Villa Hügel halb im Wald verborgen. Enten und Schwäne baden in dem kleinen Naturparadies, Ruderer ziehen sportlich ihre Bahnen übers Wasser. Ich bin früh morgens unterwegs, denn nachmittags und am Wochenende wird es hier schon ordentlich voll. Um diese Uhrzeit drehen lediglich einige Sportler ihre Runde – mit dem Rad, auf Inlineskates, in Joggingschuhen oder mit Walkingstöcken.

Das Bild zeigt eine Brücke über den Baldeneysee

Der Baldeneysee in Essen

Hinter dem Baldeneysee wechsle ich die Seite und folge weiter dem ausgeschilderten RuhrtalRadweg. Der Weg führt mich durch die Ruhrauen bis kurz vor Essen-Steele. Direkt vor der Finca & Bar Celona startet die Essener Natur Route.

Die Natur Route

Sie wird mich die nächsten 15 Radkilometer von der Ruhr bis zum Rhein-Herne-Kanal führen. Eine „Natur“ Route mitten in einer Großstadt, dass klingt ungewöhnlich. Natürlich führt der Weg nicht nur durch Naturschutzgebiete und ich fahre immer wieder mal über Straßen und durch Wohngebiete. Aber besonders Ortsfremde werden überrascht sein, wie naturnah man die Stadt Essen durchqueren kann. Schon der Einstieg in die Natur Route ist toll. Durch ein Tal geht es sanft berghoch. Gefühlt bin ich gerade erst losgefahren, da stehe ich schon vor der Lärmschutzwand vor der A 52. Das ging flott.

Das Bild zeigt die Beschilderung der Natur Route

Beschilderung der Natur Route in Essen

Ich fahre durch ein Wohngebiet, dann geht es in einer engen Spirale hoch zu einer Brücke, die mich über die A 40 führt. Wieder ein wenig Stadtverkehr, dann gerate ich auf der Elisenstraße in eine ordentliche Baustelle (August 2020). Man kann auf der Straße zwar fahren, sollte aber nicht den richtigen Moment verpassen, rechts auf den Bürgersteig noch vor der Baustellenabsperrung zu kommen. Denn direkt hinter der Eisenbahnunterführung müssen wir rechts auf den Radweg entlang des Stoppenberger Bachs einbiegen. Das klappt aktuell durch die Baustelle leider etwas holprig.

Panoramablick auf das UNESCO-Welterbe Zollverein

Es wird wieder grüner und deutlich entspannter. Ich folge der Ausschilderung der Natur Route, umfahre eine kleine Halde, dann wird es kurz sportlich. Es geht hoch in den Am-Hallo-Park.

Das Bild zeigt den Panoramablick auf Zollverein

Panoramablick auf Zollverein von der Natur Route in Essen

Doch die Mühe lohnt sich, denn ich bekomme eine grandiose Aussicht über Zollverein und das nördliche Ruhrgebiet – herrlich. Die grauen Beton-Denkmäler der grünen Hauptstadt habe ich zwar nie so richtig verstanden, aber der Blick von der Halde Rungenberg (ganz rechts) über das UNESCO-Welterbe Zollverein, die Halde Oberscholven und etwas unscheinbarer die Brauker Alpen in Gladbeck, dann Tetraeder und ganz links noch die Halde Haniel in Bottrop ist schon schick.

Über Zollverein zum Nordsternweg

Die Abfahrt führt durch den kleinen Park, dann durchfahre ich bereits das UNESCO-Welterbe Zollverein. Durch einen weiteren Park erreichen wir schnell den Nordsternweg, der uns als bestens ausgebauter Bahntrassenradweg schnell nach Norden zum Rhein-Herne-Kanal bringt. Eigentlich führt die Natur Route noch ein kleines bisschen weiter nach Norden. Da der Rhein-Herne-Kanal aber eine gute Ost-West-Verbindung ist, nutze ich diese Abkürzung.

Rhein-Herne-Kanal und Emscher Weg

Das Bild zeigt den Carbon-Obelisk im Nordsternpark Gelsenkirchen

Der Carbon-Obelisk im Emscherpark in Essen

Direkt hinter der Emscher zweige ich ab. Am schwarzen Carbon-Obelisken geht es zurück zum Kanal, dann geht es erstmal entspannt am Wasser entlang. Der Essener Hafen muss etwas großräumiger Umfahren werden, so führt die Tour auch etwas durch Bottrop durch.

Das Bild zeigt den Emscher Weg

Über den Emscher Weg zur Wasser Route

Unter der A 42 passiere ich eine Kunstinstallation von weidenden Schafen, wenig später bietet sich der Berne Park für eine Mittagspause an. Dummerweise hat er bis zum 20. August geschlossen, ärgerlich für mich. Denn die Currywurst hier ist schon echt lecker.

Das Bild zeigt Kunst am Emscher Weg

Kunst am Emscher Weg

Die Wasser-Route

Zurück am Rhein-Herne-Kanal sehe ich auf der anderen Kanalseite bereits den Start der Wasser-Route. Über die nächste Brücke geht es über die Essener Straße, dann am Schwimmbad rechts wieder zurück zum Kanal und zum Start der Wasser Route. Auch sie ist gut ausgeschildert und zusätzlich mit Bodenmarkierungen gekennzeichnet. Über gute 20 Kilometer fahre ich nun primär nach Süden bis zur Ruhr. Da aktuell jedoch ordentlich an den kleinen Abwasserkanälen gearbeitet wird, gibt es recht viele Umleitungen. Grundsätzlich führt aber auch die Wasser Route zum größten Teil abseits des Straßenverkehrs durch Essen.

Entlang der Wasser Route in Essen

Entlang der Wasser Route in Essen

Die Rheinische Bahn und Grugatrasse

Direkt hinter der Finca & Bar Celona in Borbeck gelange ich auf die Rheinische Bahn, also den zukünftigen RS 1. Die Wasser Route biegt schnell nach links ab. Da aber auch auf diesem Teilstück einige Baustellen schlummern und ich unter anderem in eine Kleingartensiedlung geleitet wurde, empfehle ich aktuell (Stand August 2020) lieber die Rheinische Bahn bis zum Knotenpunkt 1 weiterzufahren und dort direkt auf die Grugatrasse zu wechseln. So verpassen wir zwar ein paar Wege an Wasserläufen, aber es ist doch deutlich entspannter zu radeln.

Die Grugatrasse führt mich über eine wassergebundene Decke hoch bis kurz vor die Margarethenhöhe. Dann biege ich rechts ab ins Tal des Kesselbachs. Durch herrliche Natur geht es nun bergan und ich passiere den Halbachhammer. Die Fickynhütte stammt zwar ursprünglich aus dem Siegerland, wurde aber bereits 1915 von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach nach Essen geholt. Heute finden hin und wieder Vorführungen des Hammerbetriebes statt, der als Außenstelle des Ruhr Museums betrieben wird.

Das Bild zeigt den Halbachhammer

Versteckt im Wald: der Halbachhammer

Mit ordentlich Schwung ins Ruhrtal

Das Bild zeigt Die Ausschilderung der Wasser Route

Die Ausschilderung der Wasser Route

Nach der A 52 führt mich die Wasser Route kurz durch Bredeney, der höchste Punkt der Tour ist endlich erreicht. Die Tour verläuft ein kurzes Stück entlang der Meisenburger Straße, dann biege ich an der Wetterwarte unter leider zunehmend düsteren Wolken ab ins Ruhrtal.

Das Bild zeigt dei Wetterwarte in Essen

Das Wetter kippt…

Es geht ordentlich runter, doch ich muss nochmal eine letzte Baustellenumfahrung mitnehmen. Vorbei an der Straußenfarm führt mich der Umweg aber dennoch ins Ruhrtal zum Restaurant Zwölf Apostel. Auf der Wiesenfläche stehen viele Liegestühle und der Parkplatz ist gerappelt voll. Hier endet die Wasser Route direkt an der Ruhr. Die letzten Meter radel ich noch einmal über den RuhrtalRadweg zurück zum Bahnhof in Essen-Werden. Rechts liegt zum Abschluss noch kurz vor Werden wild romantisch die Papiermühlen Schleuse.

Das Bild zeigt die Papiermühlen Schleuse in Essen-Werde

Ein kleiner Lost Place: die Papiermühlen Schleuse

Mit dem Rad rund um Essen – Fazit

Ein toller Rundkurs mit aktuell leider recht vielen Baustellen. Dennoch ist die Tour durchaus auch aktuell empfehlenswert, denn man erhält bestimmt einen anderen Blick auf die Großstadt und die meisten Baustellen stehen im Zusammenhang mit dem Emscherumbau und ihrer Zuflüsse – sie haben also durchaus Bezug zum Thema der Wasser Route. Mit dem UNESCO-Welterbe Zollverein ist auch ein absolutes Besucherhighlight der Industriekultur auf der Route. Von daher, einfach mal ausprobieren und RAUF AUFS RAD!

5 Kommentare auf den Beitrag “Die Natur-Route und die Wasser-Route – Mit dem Rad rund um Essen

Dagmar Hansen sagt:

Hallo Jochen,
wie versprochen hier mein Kommentar zu der heute von uns gefahrenen Tour.
Also vorab: sie war echt gut, führte fast nur durchs Grüne und bot viele Highlights.
Leider gibt es ein paar Dinge zu bemängeln, besonders auf dem Abschnitt der Naturroute.
Das erste Stück auf dem Ruhrtalradweg – obwohl eigentlich in „falscher “ Richtung befahren war super. Morgens früh gestartet auch nicht zu voll.
Aber schon der Einstieg in die Naturrunde war schwierig. Der Fahrradpfeil auf der anderen Strassenseite war total verblichen und kaum zu erkennen und die erste Abbiegung irgendwie gar nicht beschidert. Später haben wir dann kapiert, dass abschnittsweise grüne Kästchen auf dem Bürgersteig die Richtung anzeigen. Aber an vielen Stellen waren die Schilder schief, halb verdreht oder kamen so spät, dass man vorher schon in die falsche Richtung gefahren war. Hier sollte man dringend einmal eine Wartungsrunde fahren. Am schlimmsten sind die Baustellen – also nix gegen Baustellen, wenn sie ordentlcih beschildert umgeleitet werden – aber wenn man plötzlich vor einer Sperreung steht (Stoppberger Bach) und aufgrund von absolut fehlenden Hinweisen, man erst einmal gar nicht weiss wo lang, ist dass schon blöd. Irgendiie haben wir dann aber doch den Einstieg in die Strecke wieder gefunden, die von der Streckenführung er echt schön ist. Kurz vor dem Rhein-Herne Kanal war die Beschilderung zwar einmal wieder weg – aber ab dem Kanal sind wir sowieso deiner Beschreibung gefolgt. Im Berne Park haben wir dann wirklich Mittagspause gemacht. Der Tipp war gut! Dann ging es über die komplette Wasserroute zurück, die insgesamt viel besser und deutlicher ausgeschildert ist. Nur in Borbeck an der Bocholter Strasse war an der alles entscheidenden Stelle das Baustellenumleitungsschild verschwunden. Die Umleitung, die später kam, war übrigens perfekt ausgeschildert. Ach ja, das riesige Schlagloch kurz vor Ende der Strecke, wenn man mit Schmackes den Berg herunter gen Ruhr düst, sollte man doch langsam durchfahren, sonst haut es einen echt vom Rad!
Vielen Dank nochmal für die schöne Route, für die sich auch eine längere Anfahrt gelohnt hat.
Gruß Dagmar

Jochen sagt:

Hallo Dagmar,
vielen Dank für Deinen aktuellen Erfahrungsbericht, der sicherlich auch anderen Radlern helfen wird. Ich freue mich, dass die Tour Dir grundsätzlich gut gefallen hat. Obwohl man eigentlich mitten in der Großstadt unterwegs ist, spielt die Natur auf dieser Runde doch eine große Rolle. Das ist für viele sehr überraschend, dass es tatsächlich so viele „grüne“ Wege durch den Großstadtdschungel gibt.
Das leidige Thema mit den Baustellen ist natürlich ärgerlich und wird uns vermutlich noch einige Jahre beschäftigen. Das kann die Begeisterung bei einer Radtour schon sehr stark einschränken. Es ist leider noch immer nicht ganz leicht, jeden, der eine Schippe in die Hand nimmt, auch davon zu überzeugen, dass auch Radler eine brauchbare Umfahrung benötigen. An vielen Stellen klappt das zum Glück mittlerweile ganz gut, aber es gibt immer noch zu viele unbeschilderte Baustellen.
Ich wünsche Dir jedenfalls noch einige spannende Radtouren in dieser Saison!
Schönen Gruß
Jochen

Entfix sagt:

Danke für die tolle Route. Hat richtig Spaß gemacht mal Essen mit der Rad zu erkunden. Gerade die A 52 Route Wasser Route durch Bredeney hat mir richtig gut gefallen.

Hallo, schöne Routenbeschreibung, viel Sehenswertes (auch wir vom SGV Kupferdreh sind oft auf den inzwischen etwa 15 Essener Trassen unterwegs). Kleine Anmerkung: der Carbon-Obelisk steht nicht in Gelsenkirchen im Nordsternpark (der ist ein paar km weiter östlich), sondern in Essen-Karnap im Emscherpark! Gruß, Martin (und immer einen Daumen breit Luft im Reifen!)

Hallo Martin,
da hast Du natürlich absolut recht, vielen Dank für den Hinweis. Für mich ist der Obelisk immer „gefühlt“ der Abschluss des Nordsternparks, wenn man in westlicher Richtung fährt. Aber der Obelisk liegt natürlich bereits auf Essener Stadtgebiet im Emscherpark. Die beiden Parkanlagen gehen ja quasi ineinander über und mit dem Rad bekommt man die Stadtgrenze kaum mit.
Hab noch ein paar schöne Herbsttouren mit dem Rad,
schönen Gruß
Jochen

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