Das Foto zeigt ein Fahrrad am Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop

Einfach mal raus und rauf aufs Rad – Radeln für die Seele im Ruhrgebiet

22. April 2021

Radfahren war für mich lange Zeit reiner Sport. Durch meinen Job bei Ruhr Tourismus kam dann irgendwann der Freizeit- und der Urlaubsaspekt noch dazu. Außerdem wurde mein Rad immer mehr zum reinen Verkehrsmittel. Erst in den vergangenen zwei Jahren kam für mich dann schließlich noch der ungeheure Entspannungsfaktor dazu, der mir vorher nie so richtig bewusst geworden war. Auf dem Fahrrad bekomme ich den Kopf frei, schalte ab und lasse den ganzen nervigen Alltagsstress weit hinter mir.

Das Foto zeigt einen Radfahrer auf der Halde Rheinpreußen mit dem Geleucht in Moers

Der entspannte Ausblick vom Gipfel lässt unsere Seele schnell in die Ferne schweifen

Wer mit dem Radfahren gerade erst anfängt, kann das vielleicht noch nicht so ganz nachempfinden, aber das Radeln kann die gebeutelte Seele unfassbar befreien. Daher möchte ich Euch heute einen Tourentipp vorstellen, der auch Eurer Seele bestimmt gut tun wird.

Das Foto zeigt das Cover des Buches "Radeln für die Seele - Ruhrgebiet" von Jochen Schlutius

15 Tourentipps im Ruhrgebiet, die der Seele richtig guttun

Die Idee dazu hatte meine Kollegin Katalina. Im März wurde mein erstes Buch „Radeln für die Seele – Ruhrgebiet“ veröffentlicht, in dem ich 15 Tourenvorschläge vorstelle. Da das Thema gerade richtig gut in die aktuelle Zeit passt, meinte sie, ich sollte doch mal hier im Blog darüber schreiben, warum gerade das Radfahren der Seele und damit auch dem Körper so viel Energie zurückgeben kann!

Lange Radtouren können ausgesprochen meditativ sein

Das Foto zeigt einen Radfahrer am Wesel-Datteln-Kanal in Haltern am See

Einfach mal Abschalten und locker radeln, das geht am Kanal besonders gut

Eigentlich entfalten beinahe alle Ausdauersportarten neben der körperlichen Beanspruchung auch eine gewisse meditative Wirkung. Je länger die sportliche Betätigung und je monotoner dabei der Bewegungsablauf ist, desto mehr kann der Geist ein wenig zur Ruhe kommen. Wir können uns mit vorhandenen Problemen auseinandersetzen und Lösungen finden oder uns zumindes mit diesen abfinden. Technisch anspruchsvollere Routen eignen sich meist nicht ganz so gut, um der Seele eine kleine Auszeit zu gönnen. Daher ist dies auch für Einsteiger vielleicht etwas schwieriger, da Rad-Neulinge sich meistens doch noch sehr auf den Weg konzentrieren müssen. Die Route sollte über weite Teile leicht sein und wenig Konzentration von uns benötigen. Bahntrassenradwege oder Kanaluferwege abseits des Straßenverkehrs eignen sich ideal für diese Entspannungstouren.

Das Foto zeigt Bier und Essen an der Stehbierhalle der Bergmann Brauerei in Dortmund

Verwöhntouren sind mir doch immer die liebsten Touren (hier: die Stehbierhalle der Bergmannbrauerei in Dortmund)

Im Buch stelle ich jeweils 5 Tourentipps in den Bereichen „Auszeittouren“, „Panoramatouren“ und „Verwöhntouren“ vor. Alle drei Bereiche können unser Inneres positiv bereichern – sei es bei einer Auszeit in einem herrlichen Waldgebiet, beim wohltuenden Gipfelglück nach einer beschwerlichen Auffahrt auf eine Halde oder dem Genuss einer ortstypischen Leckerei. Wer alles drei zusammen erleben möchte, dem empfehle ich zum Beispiel diesen aus meiner Sicht schön entschleunigenden Rundkurs ganz im Herzen des Ruhrgebiets.

Das Foto zeigt einen Radfahrer in der Haard

Die Auszeittouren führen in die Natur, wie z.B. die Tour „Natur tanken“ in der Haard

Eine entspannte Radtour für die Seele – Von Herne zum Schiffshebewerk

Eine Auszeit vom Trubel entlang der Wasserwege im Ruhrgebiet, eine fantastische Aussicht vom Deusenberg in Dortmund und himmlischer Erdbeersmoothie im Garten eines wunderbaren Hofcafés – das klingt doch schon nach den besten Zutaten für einen entspannten Radausflug, der unserer Seele etwas Gutes tun soll. Mein heutiger Tourentipp ist knappe 50 Kilometer lang, startet am Herner Meer und führt zunächst ganz entspannt am Rhein-Herne-Kanal entlang Richtung Henrichenburg. Hier könnt Ihr direkt abschalten, während Ihr locker am Wasser entlang rollt und die großen Frachtschiffe Eure Gedanken in die Ferne ziehen.

Der Emscher Weg

Das Foto zeigt ein Fahhrad vor einem Graffiti des Emscher-Weges

Der Emscher-Weg: wohl einer der ungewöhnlichsten Flussradwege in Deutschland

An der Emscher angekommen biege ich nach Dortmund ab und folge dem ausgeschilderten Emscher Weg. Zunächst muss ich mich noch ein wenig auf die Wegeführung konzentrieren, aber grundsätzlich kann man auch entlang der Emscher sehr unbeschwert radeln. Lediglich einige Baustellen können etwas nervig sein, aber das bringt natürlich der große Renaturierungsprozess des einst so dreckigen Flusses mit sich. Mit jeder Pedalumdrehung, die ich flussaufwärts fahre, wird der Flusslauf natürlicher und ich erlebe, wie sich die Natur ihren verdienten Raum zurückerobert.

Der Panoramablick über Dortmund

Das Foto zeigt den Blick vom Deusenberg auf Dortmund

Blick vom Deusenberg auf Dortmund

Schließlich gelange ich zum Haldenfuß des Deusenbergs. Jede Aussicht will erarbeitet werden und so muss ich ein wenig in die Pedale treten. Für mich zählt das Gipfelglück, wenn man oben auf einem Berg ankommt, zu den schönsten und intensivsten Glücksmomenten im Leben. Nicht jeder wird den Aufstieg mit dem Fahrrad schaffen, aber natürlich könnt Ihr auch schieben oder das Rad einfach unten abstellen und zu Fuß hoch gehen. Denn der Ausblick gehört schon zu den besonders schicken im Ruhrgebiet. Die größte Stadt des Ruhrgebiets liegt mit gebührendem Abstand vor mir, während ganz idyllisch ein paar Schafe vor mir in der Wiese grasen.

Der Dortmund-Ems-Kanal

Der Deusenberg markiert auch den südlichen Wendepunkt der Radtour. Über kleinere Felder führt die Route zum Dortmund-Ems-Kanal, dem ich nach links Richtung Schiffshebewerk Henrichenburg folge. Mit ein wenig Glück könnt Ihr den Deutschland-Achter auf dem Wasser rudern sehen und könnt beim Radeln wieder komplett abschalten und abseits des Straßenverkehrs die frühlingshaft warme Luft neben dem Kanal aufsaugen. Der Bodenbelag des Weges ist zwar sicherlich noch ausbaufähig, aber dennoch macht das Radeln hier einfach richtig Spaß.

Kulinarischer Höhepunkt: Frische Erdbeeren (bald) oder leckerer Spargel direkt vom Hof

Das Foto zeigt den Garten des Hof Niermann in Waltrop

Entspanntes Chillen im Garten vom Hof Niermann

Kurz vor dem Schiffshebewerk lohnt sich ein ganz kurzer Abstecher auf die nördliche Kanalseite. Hier liegt der Hof Niermann, der besonders für seinen leckeren Spargel und seine Erdbeeren bekannt ist. Wenn das wunderbare Gartencafé geöffnet ist, lohnt sich die entspannte Pause im Liegestuhl. Aber selbst jetzt in Zeiten von Lockdown und Co. bietet der Hof für Radler tolle Picknicks an. Ob deftiges Bauernpicknick, gesundes Fitnesspicknick oder das verführerische Süße Picknick – es gibt wohl keine bessere Möglichkeit in diesen Zeiten, die zu Neige gehenden Kraftreserven wieder aufzutanken. Eine Picknick-Decke ist sogar gleich mit dabei, aber natürlich ist eine Reservierung vorab notwendig. Und es dauert nicht mehr lang, dann können wir auch wieder in diese lecker-süßen Erdbeeren beißen.

Im letzten Jahr habe ich die den Hof Niermann zusammen mit meinem Kollegen Pascal bei unserem perfekten Ruhrlaubstag angesteuert. Schaut mal rein:

 

Feinste Industriekathedrale direkt am Kanal

Das Schiffshebewerk Henrichenburg folgt dann wenig später als Höhepunkt der Radtour. Sofern das Museum geöffnet ist, lohnt sich der Besuch. Aber auch so bietet das weitläufige Gelände der verschiedenen Hebewerke und Schleusen tolle Fotomotive und viele lehrreiche Informationstafeln. Oder Ihr legt Euch einfach irgendwo in der Parkanlage in das frisch duftende Gras und lasst die kleinen weißen Wölkchen über Euch hinwegziehen.

Das Foto zeigt einen Radfahrer am Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop

Beeindruckt immer: das historische Schiffshebewerk Henrichenburg

Royales Radeln auf ehemaligen Bahngleisen

Über die König-Ludwig-Trasse gelange ich schließlich zügig wieder zurück zum Ausgangspunkt am Herner Meer. Die ehemalige Bahntrasse ist wunderbar ausgebaut und ich passiere einige, durchaus sehr fotogene Überbleibsel der Bergbaugeschichte, die direkt am Wegesrand arrangiert wurden. Auch hier auf der Bahntrasse müsset Ihr nicht viel nachdenken.

Das Foto zeigt einen Radfahrer auf einer Bank an der König-Ludwig-Trasse in Recklinghausen

Kurze Trinkpause mit Zechencharme an der König-Ludwig-Trasse

Ich schalte ein letztes Mal den Kopf aus, spüre den warmen Frühlingsfahrtwind im Gesicht und lasse diese entspannte Radtour nochmal Revue passieren. Ja, Radfahren ist gesund, aber eben nicht nur für unseren Körper, sondern mindestens genauso sehr für unsere Seele. Und das tut uns doch gerade einfach verdammt gut…

radrevier.ruhr

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Hier findet Ihr die GPX-Datei zur Tour.

Über das Buch
„Radeln für die Seele – Ruhrgebiet“
von Jochen Schlutius
192 Seiten, Klappenbroschur
ISBN 978-3-7700-2235-9
Bestellen unter www.ruhr-tourismus.de/shop

2 Kommentare auf den Beitrag “Einfach mal raus und rauf aufs Rad – Radeln für die Seele im Ruhrgebiet

She sagt:

Wo ist das Bild des Titels entstanden?

LG

Jochen sagt:

Hallo She,
das Titelbild dieses Blogs habe ich in der Schleusenkammer auf dem Gelände des Schleusenparks am Schiffshebewerk Henrichenburg aufgenommen. Dort kann man durch die alte Schleusenkammer hindurch radeln. Das kleine Titelmotiv auf dem Buch wurde vom Verlag gemacht, daher bin ich mir da nicht 100%ig sicher. So wie ich das sehe, kann das aber eigentlich nur die Zeche Consol in Gelsenkirchen sein.
Schönen Gruß
Jochen

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