Das Ruhrgebiet ist selbstverständlich in erster Linie bekannt für seine imposanten Industriedenkmäler und seine bewegte Geschichte als ehemalige Bergbauregion. Das zeichnet uns schließlich auch aus! Aber ab und zu kann es ja nicht schaden, mal über den Tellerrand zu schauen. An Fachwerkhäuser, schmale Gassen und historische Marktplätze denkt dabei erst mal niemand. Das will ich heute ändern und zeige euch was unsere Städte an historischem Charme zu bieten haben.

1. Gleich zwei hübsche Altstädte in Essen
Essen – die Stadt im Zentrum des Ruhrgebiets – gehört eigentlich bei jedem Besuch mit auf die Checkliste. Egal ob das Areal rund um Zollverein, die Kulturszene, der Baldeneysee oder die Szeneviertel im Essener Süden, ein Besuch reicht hier meistens nicht aus um alle Highlights abzuklappern. Und mit meinen nächsten Tipps wird die Liste noch etwas länger! 😉

Die Altstadt von Essen-Kettwig…
Unmittelbar an der Ruhr gelegen, bietet sich von der 200 Jahre alten Mühlengrabenbrücke eine tolle Kulisse auf die Altstadt von Essen-Kettwig. Zahlreiche Fachwerkhäuser säumen die schmalen Gassen, es gibt hübsche Läden und nette kleine Cafés. Eines davon, das Brückencafé, liegt direkt am Tor zur Altstadt und wurde im Sommer bereits von meinen Kolleginnen Katalina und Sandra bei ihrem perfekten Ruhrlaubstag getestet.

Derzeit sind Café- und Restaurantbesuche ja leider nicht möglich, aber mit voller Vorfreude auf das nächste Jahr und bessere Zeiten, möchte ich euch gastronomische Tipps auf keinen Fall vorenthalten.
Warten muss man mit einem Besuch trotzdem nicht, denn Essen-Kettwig eignet sich nicht nur für einen Cafébesuch, sondern lässt sich auch ganz hervorragend mit einer kleinen Radtour verbinden – das ist ohnehin viel besser für die Figur. 😉
…und der schöne Ortskern von Essen-Werden
Auch die zweite Altstadt auf meiner Liste liegt idyllisch an der Ruhr, unweit vom schönen Baldeneysee entfernt. Der Ortskern von Essen-Werden versprüht französisches Flair. Das liegt vor allem an den verwinkelten Gassen und dem tollen kulinarischen Angebot.

In der Werdener Kaas Kate gibt’s Rohmilchkäse aus verschiedenen Ländern und die passende Flasche Wein dazu. Bei Komma Essen wecken traditionelle und kreative Flammkuchen-Kreationen Heimatgefühle (das Elsass ist zu Hause quasi nur einen Katzensprung entfernt) und auch das Schweizer Käsefondue, das hier in der kalten Jahreszeit serviert wird, klingt sehr lecker.

Wer noch nicht überzeugt ist, schaut am besten mal was Ronja und Sarah auf ihrem Ruhrlaubstag in Essen-Werden erlebt haben.
2. Geschichte und Köstlichkeiten in der Altstadt von Haltern am See
Wie der Name schon verrät ist Haltern am See vor allem durch den dort befindlichen See bekannt. Da gibt es direkt zwei – den Silbersee II und den Haltener Stausee. Beide bieten im Sommer perfekte Bedingungen für Sonnenanbeter und Wasserratten, doch das soll jetzt kein Thema sein. Denn auch die Innenstadt von Haltern kann mit einigen historischen Gebäuden und alten Gassen aufwarten.

Die Stadt bietet auf ihrer Webseite einen interessanten Altstadtrundgang an und liefert detaillierte Informationen zu den historischen Gebäuden und Plätzen.

Während meines Besuchs war nicht die Zeit für eine richtige Mahlzeit, aber am Marktplatz fiel mir der Fisch-Feinkostladen Bredeek ins Auge, der schon seit 1909 in vierter Generation geführt wird und ganz sicher einen Besuch wert ist.
An einem Laden kam ich dann aber wirklich nicht vorbei: Vorm Backhaus Wehren bildet sich schon eine Schlange und die Auslage erklärt warum. Hier gibt’s richtig gutes Brot und richtig leckeren Kuchen. Für ein Stück auf die Hand ist natürlich immer Zeit!
3. Besondere Architektur in der Altstadt von Hattingen
Quasi in entgegen gesetzter Richtung im Süden des Ruhrgebiets liegt ein wahres Juwel. Die Altstadt von Hattingen beeindruckt mit liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern rund um die St.-Georgs- Kirche und liefert tolle Fotomotive.

Besonders zu erwähnen ist das alte Rathaus der Stadt, das mit seinen vielen Fenstern wirklich einen tollen Anblick bietet. In der Weihnachtszeit erwacht das alte Fachwerkhaus zu einem wunderschönen großen Adventskalender, bei dem Frau Holle jeden Tag ein neues „Türchen“ öffnet. (Augrund der Corona-Pandemie gibt es in diesem Jahr eine digitale Alternative!). Ein weiteres Highlight ist das Bügeleisenhaus, das sich durch seine skurrile Architektur diesen bezeichnenden Namen gemacht hat.
Zur Einkehr nach Eurer Erkundungstour empfehle ich Euch einen Besuch im Fachwerk Hattingen direkt neben dem historischen Rathaus. TV-Koch Semi Hassine (bekannt aus The Taste) kredenzt hier raffinierte westfälische Gerichte, bei denen so manch einer zum Wiederholungstäter wird. Eine Weihnachtsgans kann man hier übrigens auch vorbestellen.
4. Eine Perle im Kreis Wesel – Dorf Krudenburg in Hünxe
Kruden… was? Ja, der kleine Ortsteil der Gemeinde Hünxe darf in dieser Liste nicht fehlen, denn spätestens hier wird einem klar welche Landidylle das Ruhrgebiet zu bieten hat. Und daher ist Krudenburg auch ein beliebtes Ausflugsziel an der Lippe.

Der kleine Ort, der auch als Treidelschifferdorf bekannt ist, lässt sich ideal während einer Radtour erkunden. Entweder als Zwischenstopp auf der Römer-Lippe-Route oder – wie es mein Kollege Jochen gemacht hat – in Verbindung mit dem Spargel-Gourmet-Festival – eine Route, die ich mir definitiv mal merke!
5. Kleine aber fein – Die Altstadt von Mülheim an der Ruhr
Ebenfalls bei vielen ein No-Name unter den Altstädten: die kleinen Gassen der Altstadt von Mülheim an der Ruhr. Zugegeben, es sind nur ein paar wenige Straßen, aber trotzdem fühlt man sich hier wie in einem kleinen malerischen Dorf. Verwinkelte Gassen, Kopfsteinpflaster, Fachwerkhäuser, urige Kneipen und gutbürgerliche Küche tragen zum Nostalgiefaktor bei.

Besonders stimmungsvoll wird es, wenn der romantische Adventsmarkt seine Pforten öffnet (in diesem Jahr muss dieser leider pausieren). In der Mausefalle speist es sich mit Wiener Schnitzel, Schweinehaxe und Gänsekeule deftig und gutbürgerlich und auch die gute alte Currywurst darf im Ruhrgebiet natürlich auf keiner Speisekarte fehlen. Wer gerade jetzt zur Winterzeit Lust auf deutsche Küche hat, kann auch hier vorbestellen und sich die leckeren Gerichte liefern lassen.
6. Altstadtromantik trifft Großstadtflair in der Altstadt von Recklinghausen
Die Stadt im nordöstlichen Ruhrgebiet ist vor allem bekannt durch das Lichtspektakel „Recklinghausen leuchtet“. Neben diesem Event hat die Stadt aber auch eine zauberhafte Altstadt und versprüht dadurch ganz viel Kleinstadtatmosphäre. Individuelle Shops, wunderschöne Fachwerkhäuser und gut erhaltene Altbauten treffen hier auf Großstadtangebot mit der Shoppingmall im Zentrum. Gerade deshalb eignet sich Recklinghausen sehr gut für einen Einkaufsbummel.
Shoppen ist bekanntlich anstrengend, daher verrate ich Euch auch wo es die entsprechende Stärkung gibt: für einen kleinen Muntermacher in Form von Koffein schaut Ihr am besten bei der Kaffeerösterei Edel vorbei. Kulinarische Stärkung bietet die Pizzeria Roberto Trattoria (früher bekannt als Lorenzo) mit klassischen italienischen Gerichten.

Weitere Tipps für einen ausgiebigen Bummel durch die Altstadt von Recklinghausen findet Ihr in Heikes Artikel.
7. Shopping und Geschichte in der Altstadt von Unna
Im Kreis Unna gibt es direkt mehrere Städte, die mit einer schönen Altstadt punkten können. Hier wurden die schönen alten Fachwerkhäuschen und historischen Gebäude vielerorts vor der Zerstörung der Weltkriege verschont. Neben der Kreisstadt Unna lohnt ein Besuch beispielsweise auch in Schwerte, Lünen oder Werne.

Meine Recherchen führen mich jedoch vor allem in die Stadt Unna, wo ich mich auf den historischen Stadtrundgang begebe. Eine sehr schöne Idee, um das überschaubare Zentrum mit den historischen Bauten zu erkunden. Kleine Schilder an den Fassaden weisen mir den Weg und liefern Kurzinfos.

Unna bietet neben den bekannten Ketten auch einige individuelle Läden, die zu einem kleinen Bummel einladen. Für mich geht nichts über den Original ABB Senf aus Düsseldorf, aber Der Senfladen (oder besser gesagt das Senfhaus) sieht schon beeindruckend aus. Außerdem nicht zu vergessen: das Zentrum für Internationale Lichtkunst gehört bei einem Besuch in Unna ebenfalls ins Programm, ist zum Zeitpunkt meines Besuchs aber leider geschlossen.
8. Schon bei den alten Römern beliebt – Die Altstadt von Xanten
Am anderen Ende des Ruhrgebiets befindet sich noch ein schönes Städtchen – und für heute mein letzter Tipp in dieser Reihe. Dabei ist die schöne Altstadt von Xanten quasi das i-Tüpfelchen bei einem Besuch, denn obendrein gäbe es noch die wunderschöne Xantener Nord- und Südsee, den LVR-Archäologischen Park und das Römer Museum, um nur einige gute Gründe für einen Besuch der hübschen Stadt im Kreis Wesel zu nennen.

Den Eingang zur historischen Innenstadt bildet das Klever Tor, ein beeindruckendes dreistöckiges Stadttor. Hat man dieses passiert, erwarten einen farbenprächtige Fassaden entlang des Marktplatzes, das Gotische Haus (absoluter Blickfang auf dem Markt) und der prächtige St. Viktor Dom.
Zur Stärkung empfiehlt sich ein Abstecher ins Petersilchen Xanten. Meine Kollegin Katalina war hier zu Besuch und war von der veganen Küche begeistert.
Historische Altstädte im Ruhrgebiet – Mein Fazit
Hättet Ihr gedacht, dass es so viele sind? Ich nicht! Und das waren ganz bestimmt noch längst nicht alle Städte im Ruhrgebiet, die mit historischem Flair punkten können. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt und einmal mehr festgestellt wie vielfältig und schön das Ruhrgebiet ist!
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Eine richtiges altes Dorf findet man auch in Herten Westerholt. Ein besuch lohnt sich. Es gibt sogar noch einen Grafen.
Hallo Albrecht,
vielen Dank für den Tipp! 🙂 Das kommt dann mal direkt mit auf die Liste.
Da können wir nur zustimmen! 🙂
Jede Stadt ist einen Besuch wert aufgrund der sehenswerten Altstadt. Muss man gesehen haben.