Das Bild zeig das Haus Custodis auf dem Isenberg

Ist das wirklich noch Ruhrgebiet? Zwischen Schlössern, historischen Altstädten und Natur

23. Januar 2020

Wie der Titel schon vermuten lässt, wirst du dich beim Lesen des Artikels wohl häufiger mal fragen „ Gehört das wirklich zum Ruhrgebiet?“ Und ja, ich verspreche dir, alle Orte gehören tatsächlich zum Ruhrgebiet! Ich zeige die schönsten Schlösser, Altstädte und Naturlandschaften in den vier Kreisen Unna, Recklinghausen, Ennepe-Ruhr und dem Kreis Wesel.

Eintauchen in die Geschichte des Ruhrgebiets auf Burgen und Schlössern

Wenn du ans Ruhrgebiet denkst, hast du wohl als erstes Fördertürme und Hochöfen im Kopf – und das ist grundsätzlich auch gut so, denn wir sind stolz auf unsere Industriedenkmäler! Aber wusstest du, dass es hier auch zahlreiche vorindustrielle Zeugen, wie Schlösser und Burgen gibt? Zugegeben die Dichte an Schlössern und Burgen ist nicht so hoch wie an Mosel oder Rhein, kann sich aber trotzdem sehen lassen! Ich habe mich auf den Weg gemacht und vier Schlösser und Burgen besucht!

Das Schloss Opherdicke im Kreis Unna

Den Anfang macht das Haus Opherdicke in Holzwickede im Kreis Unna. Der ehemalige Rittersitz fand erstmals 1176 Erwähnung. Von 1683 bis 1687 wurde die Wasserburg umgestaltet und erhielt ihr heutiges Aussehen.

Das Bild zeigt das Haus Opherdicke in Holzwickede

Hinter Bäumen versteckt das Haus Opherdicke

Wo sich früher Ritter aufhielten, finden heute Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen wie z.B die ExtraSchicht statt. Besonders gefällt mir aber der Skulpturengarten, der neben seinem tollen Blick auf das Schloss, auf über 30.000 qm Erholung und Ruhe zu bieten hat.

Die Isenburg im Ennepe-Ruhr-Kreis

Bei dem zweiten Tipp handelt es sich nicht um ein Schloss, sondern um eine Ruine einer ehemaligen Burg in Hattingen. Die Isenburg wurde für Arnold von Altena in den Jahren 1193 bis 1199 errichtet. Nachdem Gefolgsleute seines Sohnes Graf Friedrich von Isenberg Engelbert I. von Köln getötet haben,  ließ der Nachfolger Engelberts die Isenburg im Jahr 1225 zerstören. Im 19. Jahrhundert wurde auf dem Gelände das Haus Custodis errichtet, welches heute noch erhalten ist.

Heute kannst du die Ruine erkunden und im Museum, welches sich im Haus Custodis befindet, nachempfinden wie die Burg mal ausgesehen hat.

Ich liebe alte Ruinen und freue mich dementsprechend sehr auf meinen Besuch der Isenburg. Dort angekommen schreckt mich der zunächst sehr steil wirkende Weg erst ab. Einmal losgelaufen zeigt sich aber, dass der Weg zwar zwischendurch steil ist, aber durch seine Kürze in ca. 20-30 Minuten relativ gut zu meistern ist. Auf gutes Schuhwerk sollte man aber vor allem zu dieser Jahreszeit nicht verzichten! Oben angekommen werde ich nicht enttäuscht, genieße den tollen Blick auf die Ruhr und erkunde die freigelegten Teile der Burg.

Das Wasserschloss Lembeck im Kreis Recklinghausen

Mein dritter Tipp ist das wohl schönste Schloss in der Region.  Das Wasserschloss Lembeck wurde zwischen 1670 und 1692 aus einem im Mittelalter errichteten Haus zu dem heutigen Wasserschloss umgebaut.

Das Bild zeigt das Wasserschloss Lembeck in Dorsten

Eine wunderbare Aussicht auf der Wasserschloss Lembeck. © Stefan Ziese

Heute werden rund um das Schloss zahlreiche Freizeitmöglichkeiten geboten. Du kannsr das Museum besuchen, an einer Führung teilnehmen,  die Rhododendronblüte von Mai bis Juni im großen Schlosspark genießen oder picknicken und grillen.

Mir gefällt das Wasserschloss Lembeck besonders gut! Hier gibt es nicht nur tolle Freizeitmöglichkeiten – es ist außerdem ein super Fotospot. Katharina war 2017 auch hier und hat ein paar tolle Fotos gemacht!

Das Schloss Bloemersheim im Kreis Wesel

Das Schloss Bloemersheim stammt aus dem Spätmittelalter und wurde von der Familie von der Leyen erworben. Heute ist das Schloss immer noch Stammsitz der Freiherren von der Leyen und ist deshalb nur selten im Rahmen von kulturellen Veranstaltungen zu besuchen.

Das Bild zeigt das Naturschutzgebiet rund um das Schloss Bloemersheim

Natur pur!

Dennoch lohnt sich ein Besuch, denn rund um das Gelände führen Rad- und Wanderwege durch das idyllische Naturschutzgebiet. Als Kind fand ich aber vor allem die Obstplantage, die wir mit dem Kindergarten besucht haben am besten und das natürlich nicht nur, weil wir Äpfel und Saft probieren konnten ;). In einem Bauerladen werden die regionalen Produkte auch verkauft. Hier gibt es neben Äpfeln und Apfelsäften auch andere saisonale Obst- und Gemüsesorte, Nudeln, Liköre, Wein und vieles mehr.

Schlendern und bummeln in historischen Altstädten

Genauso wie historische Schlösser und Burgen gibt es im Ruhrgebiet auch noch historische Altstädte, die der Zeit  getrotzt haben. Abseits vom Trubel der Großstädte im Ruhrgebiet fühlt sich ein Besuch der Altstädte mit ihren historischen Gebäuden und Fachwerkhäusern wie eine Reise in die Vergangenheit an. Auch hier hat wieder jeder Kreis schöne Städtchen zu bieten, von denen ich jeweils eine vorstellen möchte:

Die Altstadt von Werne im Kreis Unna

Werne wurde erstmals 834 erwähnt. In den nächsten Jahrhunderten siedelten sich hier Gewerbe rund um die Pfarrkirche an.

Das Bild zeigt die Stadt Werne

Das alte Rathaus Werne umringt von Fachwerkhäusern ©Hans Juergen Landes

Heute finden auf dem Platz vor dem Rathaus ein Wochenmarkt und viele Veranstaltungen statt. Wusstest du, dass es nicht nur einen Jakobsweg gibt? Der baltisch-westfälische Jakobsweg führt tatsächlich durch Teile des Ruhrgebiets und so auch durch Werne.

Die Altstadt von Hattingen im Ennepe-Ruhr-Kreis

Hattingen hat wohl eine der bekanntesten und schönsten Altstädte im Ruhrgebiet. Im 15. Jahrhundert gewann die Stadt zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung und wurde im 16. Jahrhundert zur Hansestadt. Noch heute kann man einige Gebäude aus dem 15. Und 16. Jahrhundert bestaunen, die den damaligen Wohlstand der Stadt widerspiegeln.

Das Bild zeigt die Altstadt von Hattingen

Der schiefe Turm von Hattingen! © Stefan Ziese

In der Hattinger Altstadt fühlt man sich durch die vielen verwinkelten Gassen und schiefen Fachwerkhäuser wie im Mittelalter! Katharina war ebenfalls dort und berichtet von ihren Eindrücken!

Die Altstadt von Recklinghausen im Kreis Recklinghausen

Recklinghausen wurde bereits 1017 erwähnt, heute hat sich die Stadt besonders in den Bereichen Handel und Dienstleistung, Kultur und Bildung entwickelt. Durch den Wallring und die vielen alten Gebäude hat die Altstadt ihr mittelalterliches Flair beibehalten! Bei einer Altstadt-Tour kannst du dem Fußgänger-Leitsystem folgen und an vielen Schildern Interessantes zur Stadt und den Gebäuden erfahren.

Auch shoppen kann man hier richtig gut, meine Kollegin Heike hat sich hier beim Altstadt-Shopping Zeit für sich gegönnt.

Die Altstadt von Xanten im Kreis Wesel

Die vierte Stadt hat wohl die längste Geschichte. Vor etwa 2000 Jahren war hier ein römisches Legionslager sowie die Colonia Ulpia Traiana. Auf dem Gebiet der Colonia findet Ihr heute den Archäologischen Park Xanten. Im frühen Mittelalter entstand auf dem römischen Friedhof das spätere Xanten. Im Nibelungenlied wird Xanten außerdem als angeblicher Geburtsort des Helden Siegfried erwähnt.

Das Bild zeigt Xanten

Buntes Häusschen und der Dom im Hintergrund

Ich muss vorweg sagen: Xanten gehört schon immer zu meinen liebsten Städten in der Region. Man kann an jeder Ecke Zeugen aus verschiedenen Epochen entdecken. Mit der Schule ging es schon früh in den Archäologischen Park, aber heute bummele ich auch gerne durch die kleine Altstadt. Besonders gut gefällt mir der Xantener Dom, der mich mit meinem Faible für die Architektur sakraler und historischer Bauten besonders anspricht. Auch gastronomisch hat das kleine Städtchen einiges zu bieten. Katalina hat  beispielsweise das „Petersilchen“ besucht, in dem du auf einer kulinarischen Weltreise hervorragende vegetarische und vegane Gerichte genießen kannst.

Das Bild zeigt den Xantener Dom

Eine wahre Schönheit: der Xantener Dom!

Erholung in den grünen Oasen des Ruhrgebiets

Ich glaube jeder, der aus dem Ruhrgebiet kommt, kennt die skeptischen Blicke derjenigen, denen man gerade erzählt hat, wo man herkommt. Da ich gerade aus dem Ruhrgebiet nach Köln gezogen bin, kenne ich diese Blicke zu gut, gerade wenn ich Ihnen dann noch erzähle, wo ich arbeite. Nicht selten hört man dann Sätze wie „was gibt es denn da überhaupt?“ Oder „da gibt es ja nur graue Industrie“. Um mit dem Gerücht, dass es im Ruhrgebiet nicht grün ist, ein für alle mal aufzuräumen, zeige ich dir vier Orte voller Naturerlebnis!

Am namensgebenden Fluss des Ruhrgebiets im Kreis Unna

Das Bild zeigt den RuhrtalRadweg in Schwerte

Der RuhrtalRadweg führt direkt entlang der Ruhr © RuhrtalRadweg/Stratmann

Was bei dem Thema Natur im Ruhrgebiet natürlich nicht fehlen darf, sind Erlebnisse rund um den namensgebenden Fluss Ruhr. Im Kreis Unna (und auch an anderen Stellen) kannst du z.B Kanufahren, auf dem RuhrtalRadweg in die Pedale treten oder den Fluss bei einem Spaziergang genießen. Rad und Fluss-Fans können sich aber gleich doppelt freuen, denn auch die Lippe mit der Römer-Lippe-Route führt durch den Kreis Unna!

Auch das ist noch Ruhrgebiet? Unterwegs in der Elfringhauser Schweiz im Ennepe-Ruhr-Kreis

Das Bild zeigt Ziegen in der Elfringhauser Schweiz

Die süßen Ziegen sorgen für eine besondere Freude!

Bei diesem Tipp glaubt man wohl am wenigsten, dass man hier noch in NRW oder gar im Ruhrgebiet ist. Der Name Elfringhauser Schweiz hält auf jeden Fall, was er verspricht. Wo das Ruhrgebiet ja sonst eher flach ist und die einzigen „Berge“ unsere Halden sind, fühle ich mich in der Elfringhauser Schweiz direkt wie im Urlaub. Hügel, Berge und grüne Landschaft schaffen ein wirklich schönes Naherholungsgebiet am Rande des Ruhrgebiets. Der Startpunkt für meine Wanderung ist der Bergerhof. Hier gibt es einen kleinen Bauernladen mit frischem Obst und Gemüse, eine Gastronomie, süße Tiere und vieles mehr!

Das Bild zeigt den Bergerhof in der Elfringhauser Schweiz

Fachwerkidylle beim Bergerhof

Die Westruper Heide im Kreis Recklinghausen

Bei dem Wort „Heide“ denke ich eigentlich sofort an die Lüneburger Heide, aber dass es die auch im Ruhrgebiet gibt, war mir länger nicht bewusst. Die wohl Bekannteste und auch einer der Schönsten ist die Westruper Heide. Besonders schön ist es hier zur Zeit der Heideblüte zwischen Juli und August. Wir müssen uns also noch etwas gedulden, bis es wieder so schöne fliederfarbene Bilder gibt.

Das Bild zeigt die Westruper Heide

Gerade zur Blütezeit sehr sehenswert! ©Stratmann

Das Moorgebiet im Diersfordter Wald im Kreis Wesel

Im Diersfordter Wald in Wesel findest du gleich mehrere Naturerlebnisse auf einmal! Am meisten hat mich angezogen, dass der Diersfordter Wald ein Wildfreigehege ist. Hier hat man  also die Möglichkeit, Wildtiere in „freier“ Wildbahn zu sehen. Um die Tiere zu sehen, muss man aber wohl ein bisschen Glück und Geduld mitbringen, denn bei meinem Ausflug habe ich leider nicht eines gesehen. Bitte beachte, dass es nur zwei Zugänge zu dem Wald gibt, da der Rest umzäunt ist. Der Wald bietet zwei Rundwege, die man einzeln oder als eine Runde laufen kann. Ich entschied mich eher unfreiwillig für die gesamte, über 6 Kilometer lange Tour.

Meine Tipps für deine Wanderung, die vermutlich vielen klar sind… Aber da man solche Hinweise ja gerne mal auf die leichte Schulter nimmt und ignoriert (ich spreche natürlich nicht von mir selbst ;)) seien sie hiermit erwähnt: Zieh dir gute Schuhe an, sonst rutscht du aus oder dir tun am nächsten Tag die Füße und Beine weh. Und: Lauf rechtzeitig los, es kann sonst auch schon mal in einer gefühlten Nachtwanderung enden.

Was du noch wissen solltet, bevor du dich auf den Weg macht: Wegen der Wildtiere gibt es keine Bänke oder andere Sitzmöglichkeiten auf der gesamten Strecke.

Ist das noch Ruhrgebiet?- Mein Fazit

So schön ländlich kann eine Metropole sein! Im Ruhrgebiet bekommt man eben beides – Großstadtfeeling und Landleben! Aber wer meint, dass es Burgen, Altstädte und Natur nur abseits der Städte in den vier Kreisen gibt, der hat falsch gedacht. Denn auch in den großen Städten kann man genau das finden! Also gilt: Auch mal abseits der bekannten Wege – und mit offenen Augen durchs Ruhrgebiet gehen, so kannst du einiges Schönes und Neues entdecken. Hast  noch Geheimtipps, dann schreibe sie gerne in die Kommentare! 🙂

Alle wichtigen Informationen im Überblick

Kreis Wesel:

Schloss Bloemersheim
Bloemersheimer Weg 2
47506 Neukirchen-Vluyn
www.bloemersheim.de

Altstadt Xanten
www.xanten.de

Diersfordter Wald
Kreuzung Emmericher Straße/Diersfordter Straße
46487 Wesel
www.wesel-tourismus.de

Kreis Recklinghausen

Wasserschloss Lembeck
Schloss 2
46286 Dorsten

www.schlosslembeck.de

Recklinghausen
www.recklinghausen.de

Westruper Heide
Hullerner Straße 109
45721 Haltern am See
www.westruper-heide.de

Ennepe-Ruhr-Kreis

Ruine Isenburg
Am Isenberg 2
45529 Hattingen
burg-isenberg.de

Hattingen
www.hattingen.de

Elfringhauser Schweiz/ Bergerhof
Berger Weg 8
45527 Hattingen

Kreis Unna

Haus Opherdicke
Dorfstraße 29
59439 Holzwickede
www.kreis-unna.de

Werne
www.werne.de

6 Kommentare auf den Beitrag “Ist das wirklich noch Ruhrgebiet? Zwischen Schlössern, historischen Altstädten und Natur

Peter sagt:

Das Ruhrgebiet ist wirklich toll. Hast das sehr schön in dem Blog aufgezeigt. Besonders gut find ich dass im Ruhrgebiet, speziell Essen, Bochum, Mülheim, Bottrop, Duisburg, Velbert alles so nah beinander ist.

Lea sagt:

Ich bin vor kurzem durch den UmweltKulturPark in Dortmund gelaufen und war auch total baff. Permakultur, Streuobstwiesen, die Zusammenarbeit mit umweltschützenden Initiativen – da tut sich richtig was.

Jonas sagt:

Schönen guten Morgen,
Ich kann es gar nicht glauben, ich dachte mein ganzes Leben, dass das Ruhrgebiet wäre keinen Urlaub wert, aber wenn ich, das hier so sehe, sieht das sehr gut aus!
Da ich jetzt demnächst erstmal in die gegen kommen werde da ich in Duisburg ganz unverhofft ein Haus geerbt habe, werde ich mir das Gebiet genauer anschauen, während die Jungs von https://www.ruempel-engel.de/ das Haus leer Räumen.

Verena sagt:

Hallo Jonas, das Ruhrgebiet hat wirklich einiges zu bieten! In unseren anderen Artikel findest du noch weitere Tipps für eine schöne Zeit bei uns im Pott! 🙂
Liebe Grüße, Verena

M. Fahrig sagt:

Für etwaige Schwerbehinderte : Man kann auch mit dem Auto zur Isenburg hochfahren. Vorher evtl die Genehmigung einholen

Verena sagt:

Danke für den Tipp! 🙂

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